Kapitel 2

Kapitel 2 ~ Die Verlobung früher aufzulösen ist gut, denn das hält diese Person zu Hause davon ab, darüber nachzudenken und eifersüchtig zu sein  


Hua Che bemerkte, dass er vermutlich... wiedergeboren worden war.

Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte.

Sein Kopf war einige Zeit wie leergefegt. Schließlich erinnerte er sich daran, in welcher Zeit er sich befand.

In diesem Zeitalter hatte das Reich der Sterblichen viele Fraktionen. Große und kleine Sekten vermehrten sich wie Fliegen, während die unsterbliche Sekte Shang Qing an der Spitze stand.

Unter der Führung von Shang Qing gab es auch drei Fraktionen, welche über ein eigenes Gebiet herrschten. Diese Fraktionen waren die Feng Ming Schlucht, die Ye You Präfektur und die Yuntian Shuijing Sekte.

Die Macht und der Einfluss dieser drei Familien und Sekten war in etwa gleich und alle von ihnen standen unter der Führung der unsterblichen Sekte Shang Qing.

Chu Binghuan war der älteste Sohn der Chu Familie, unter deren Führung die Yuntian Shuijing Sekte lag. Dadurch, dass er in diese Familie hineingeboren worden war, waren ihm Reichtum und Ehre praktisch mit in die Wiege gelegt worden.

Bereits in sehr jungen Jahren war er überragend gewesen. Seine Weisheit hatte die der gewöhnlichen Menschen übertroffen und sein Talent ist der Ursprung von Eifersucht gewesen.

Zurzeit war Chu Binghuan sechzehn Jahre alt und Hua Che drei Monate älter als er.

Genau wie die Leute früher gesagt hatten, war Hua Ches Mutter eine Prostituierte. Sie war im Rotlichtbezirk gefangen gewesen und hatte die Launen des Schicksals miterlebt.

Ihr Name ist Mei`er gewesen und passend zu ihrem Namen, hatte sie ein überaus zartes, charmantes und hübsches Auftreten. Ihre Verführungsfähigkeiten hatten ihresgleichen gesucht und sollen angeblich den Neid der neun Staaten und vier Meere auf sich gezogen haben. Egal ob Mensch, Geist oder Dämon, sie alle wären ihr blitzschnell Hals über Kopf verfallen. Selbst einem grausamen, allmächtigen Kultivierungsmeister wäre es nicht möglich gewesen ihr zu widerstehen, wenn sie ihn zurückblickend angesehen hätte.

Nein, selbst ein Baum aus Eisen oder ein dummer Stein hätte ihrem Lächeln nicht standhalten können.

Dennoch war eine Prostituierte noch immer eine Prostituierte. Egal wie talentiert oder herausragend sie gewesen war oder ob ihre Schönheit für den Untergang einer Stadt hätte verantwortlich sein können, Hua Mei`er hatte noch immer den untersten aller Berufe ausgeübt, welcher demütigend, unbedeutend und für das ungebildete Volk vorgesehen gewesen war.

Da Mei`er einen niederen, demütigend Stand gehabt hatte, hatte ihr Sohn natürlich ebenfalls einen niederen Stand besessen.

Es ist vernünftig zu sagen, dass Mei`er und die Familie Chu sich niemals hätten begegnen dürfen, da ihre Identitäten und ihr sozialer Rang so unterschiedlich wie Himmel und Erde gewesen waren.

Unglücklicherweise liebte es Gott, sich in die Angelegenheiten der Menschen einzumischen und hatte auf eine passende Hochzeit beharrt, welche über mehrere Generationen reichte.

Der Grund für die Verlobung lag in der vorletzten Generation – Chu Binghuans Großmutter väterlicherseits war einst in Bedrängnis geraten und von Hua Ches Großmutter mütterlicherseits gerettet worden.

Die beiden hatten sich seit dem ersten Augenblick an großartig verstanden und sind sofort Blutsschwestern mit einer tiefen Freundschaft geworden. Chu Binghuans Großmutter hatte sich immer voller Dankbarkeit an diese lebensrettende Gnade erinnert und eine sanfte Zuneigung verspürt, als sie die junge Mei’er das erste mal gesehen hatte. Daraufhin hatte sie eine arrangierte Ehe zwischen den beiden Familien vorgeschlagen.

Unglücklicherweise war Hua Mei’er zu dieser Zeit bereits verlobt gewesen, weshalb Chu Binghuans Großmutter keine andere Wahl gehabt hatte, als widerwillig aufzugeben. Allerdings war sie von der Idee, die beiden Familien durch eine Hochzeit miteinander zu verbinden, überaus besessen gewesen. Die Idee hatte sie nicht mehr losgelassen und so hatte sie Hua Ches Großmutter folgendes vorgeschlagen: Statt ihrer Kinder sollten ihre Enkelkinder heiraten.

Hua Ches Großmutter war von dieser Idee begeistert gewesen. Die beiden hatten sich darauf geeinigt und begeistert Token ausgetauscht.

Und so hatte Mei’er – welche zu dieser Zeit selbst noch nicht verheiratet und kaum zehn Jahre alt gewesen war – bereits eine feste Ehe für ihren zukünftigen Sohn gehabt.

Diese Geschichte konnte wahrscheinlich dafür sorgen, dass andere nicht wussten, ob sie lachen oder weinen sollten. Später hatte Chu Binghuans Großmutter in die Sekte Yuntian Shuijing eingeheiratet, wie ein Spatz, welcher sich in einen Phönix verwandelt hatte.

Was Hua Mei’er anging, so hatte ihre Familie großes Unglück erfahren. Hua Che kannte den Grund nicht, aber Hua Mei’er hatte noch nicht geheiratet, als sie eine Prostituierte im Rotlichtbezirk geworden war.

Niemand wusste, mit wem sie ins Bett gesprungen war, um Hua Che zu bekommen.

Wenn man schwanger war, war es unmöglich, im Rotlichtbezirk zu überleben. Hua Mei’er hatte all ihre Ersparnisse dabei verbraucht, sich freizukaufen und ist dann mit Hua Che und ihrem alten Kindermädchen weggegangen, um ein mühsames Leben zu führen.

Das zuvor wunderschöne Schicksal war nun unantastbar geworden.

In seinem letzten Leben hatte Hua Che, nachdem die Beerdigung seiner Mutter vorüber gewesen war, zufällig eine unauffällige, winzige Box gefunden. Er hatte sie geöffnet und einen kleinen Jadeanhänger gesehen.

Als er sein Kindermädchen Jiang dazu hatte befragen wollen, hatte sich bereits die schwache Vorahnung in seinem Herzen breitgemacht, dass es ein Andenken an seinen Drecksvater war, welcher sie verlassen hatte!

Tatsächlich hatte dieser Anhänger jedoch nicht seinem Vater gehört, sondern seiner eigenen Frau.

Hua Che war sich seines Standes sehr wohl bewusst gewesen. Der Grund, weshalb er diesen Anhänger genommen und zu der weit entfernten Yuntian Shuijing Sekte geeilt war, war nicht, weil er ein Dach über den Kopf hatte haben wollen und erst recht nicht, weil er sich Geld hatte leihen wollen.

Nein, Hua Che hatte die Initiative ergriffen, um ihre Verlobung aufzulösen.

Die Kinder der Familie Chu waren alle stolze Drachen des Himmels und er selbst ein dreckiges, obdachloses Gör. Wie hätte er ihnen gerecht werden können?

Weshalb hätte er an dieser Verlobung festhalten und sie nicht auflösen sollen? Er würde mit solch einer Verlobung nur Schande über sich bringen!

Auf dem Weg dorthin hatte ihm sein Kindermädchen bereits erzählt, dass Chu Changhe und Mei Cailian keine Töchter hatten. Sie hatten nur einen Sohn, dessen Name Chu Binghuan war.

Chu Binghuans Vater war bereits zeitig verstorben. Ab dieser Zeit waren die Angelegenheit von Yuntian Shuijing von seinem Onkel Chu Changfeng geregelt worden.

Als Hua Che davon erfahren hatte, hatte ihn das nur in seiner Entscheidung, die Verlobung aufzulösen, bestärkt.

Ein Mann?

Das sollte wohl ein Witz sein!

In dem Moment, in dem er jedoch endlich vor der strengen Mei Cailian gestanden hatte, hatte er keine Möglichkeit bekommen zu sprechen, da diese ihn mit einer Flut an Beschimpfungen überschüttet hatte.

„Verlobung? Welche Verlobung? Warum weiß ich nicht, dass mein Sohn mit dir verlobt sein soll? Hast du einen Hochzeitsvertrag? Oder ein Token? Selbst wenn du eins hast, ist es nicht sicher, dass es echt ist! Es ist ja nicht so, als würdest du den Status von Yuntian Shuijing im Reich der Unsterblichen nicht kennen. Wie viele Leute zerbrechen sich den Kopf darüber und behaupten, dass sie Verwandte oder alte Freunde sind. Weißt du, wie viele mächtige Edelfrauen meinen Sohn heiraten wollen? Ich bitte dich, einen Blick in den Spiegel zu werfen. Von Kopf bis Fuß, welcher Teil von dir genau soll Binghuan gerecht werden? Denkst du, dass du es überhaupt verdienst, hier zu stehen?”

Es war, als hätten sich all die Worte, welcher er sich auf dem Weg dorthin überlegt hatte, in Luft aufgelöst. Hua Che, welcher voller jugendlicher Energie gesteckt hatte, hatte wütend gelächelt.

Das Ego des jungen Mannes war zu stark gewesen, weshalb es ihm unmöglich gewesen war, jemanden so auf ihn herumtrampeln zu lassen.

Er hatte die Worte “Verlobung auflösen” heruntergeschluckt und arrogant erwidert: „Ich habe bereits in den Spiegel gesehen! Ich passe hervorragend zu ihm!”

Hua Che konnte sich nicht mehr an Mei Cailians Gesichtsausdruck erinnern. Er wusste nur noch, wie er aus Yuntian Shuijing hinausgeworfen wurde.

Da er von Mei Cailian so verärgert worden war, hatte er sich geweigert, sein gesamtes Leben lang mittelmäßig und gewöhnlich zu sein. Das war der Zeitpunkt, an dem er sich dazu entschlossen hatte, das Reich der Unsterblichen zu betreten und ein allmächtiger Meister der Kultivierung zu werden, welcher den Wind rufen und Regen beschwören konnte.

Er wollte Shang Qing, eine Sekte für Unsterbliche anbeten, welche noch ehrfurchtgebietender war als Yuntian Shuijing. Auf dem Weg dorthin war er Chu Binghuan begegnet, aber da sie beide zu dieser Zeit nicht gewusst hatten, wer der jeweils andere war, hatte das für einige lustige Momente gesorgt.

Während sich Hua Che an diese alten Angelegenheiten erinnerte, bekam er für einen Moment nichts von seiner Umgebung mit. Als er schließlich wieder in die Realität zurückkam, war er von dem Pagen bereits nach Yuntian Shuijing geführt worden.

Plötzlich rief jemand seinen Namen und Hua Che drehte sich geistesabwesend um. Sein Kindermädchen war ihm unerwarteterweise hinterhergerannt und hielt einen Umhang an die Brust gedrückt.

Sie legte ihn um Hua Ches Schultern und erklärte ihm und den Pagen dann reumütig: „Diese alte Dienerin ist respektlos gewesen. Der Körper meines jungen Herrn ist nicht sehr robust und ich habe befürchtet, dass er sich eine Erkältung einfängt. Ich hoffe, dass der junge, unsterbliche Herr besser auf ihn aufpassen wird”

Hua Che wurde warm ums Herz. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, wurde er von seinem Kindermädchen weitergedrängt.

Schließlich waren sie einsame, heimatlose Menschen, welche niemanden hatten und sich nur von Wind ernähren konnten. Wie könnten sie die kostbare und noble Frau Mei lange warten lassen?

Als Hua Che dem Pagen jedoch folgte und den Yuntian Pavillon betrat, war dieser leer.

Letzten Endes stand er eine ganze Stunde in dem Pavillon. Mal davon abgesehen, dass ihm nichtmal ein Schluck Tee gebracht wurde und er auch sonst keinen einzigen Diener sah, bekam er noch nicht einmal Mei Cailians Schatten zu Gesicht.

Hua Che wusste, dass sie das mit Absicht tat.

In seinem letzten Leben hatte er ganze acht Stunden gewartet. Obwohl er arm geboren worden war, hatte er immer eine gute Erziehung genossen. Er beherrschte die vier Künste, respektierte Ältere und schätzte die Jugend. Das alles war im persönlich von Hua Mei’er beigebracht worden.

In seinem ersten Leben hatte er sich nirgendwo hingesetzt, sondern aufrecht dagestanden und gewartet, bis die Sonne hinter den Hügeln verschwunden war.

Nun verschränkte Hua Che die Arme vor der Brust und lachte leicht. Er ging an einem niedrigen Tisch vorbei und setzte sich direkt auf eine Gebetsmatte.

Sein momentanes Ich hatte noch nicht angefangen zu kultivieren und war nur ein gewöhnlicher Sterblicher. Nachdem er die Bergstraße hinaufgeklettert war, war er ziemlich erschöpft und seine Taille und sein Rücken schmerzten.

Nach einer halben Stunde sitzen, saß Hua Che nicht mehr länger still und aufrecht da, sondern fing an, seinen Körper zu lockern, bis er etwas zur Seite kippte.

Gerade als sich Hua Che zurücklehnte, weil er sich hinlegen wollte, erschien die noble und vielbeschäftigte Mei Cailian.

Erst nachdem eine Gruppe Dienerinnen hineinkam, um teuren Tee und Kuchen zu servieren, stand Hua Che langsam auf. In einem nicht besonders ehrlichen Ton sagte er: „Wie unhöflich von mir”

Mei Cailians Gesichtsausdruck war dunkel. Gleichzeitig entgegnete sie: „Setz dich”

Hua Che setzte sich mit gekreuzten Beinen hin und nahm sich dann eine Teetasse, um seinen Hals zu befeuchten. Der Grund für sein Kommen war Mei Cailian bereits von den Schülern der Sekte berichtet worden, weshalb es keinen Grund gab, sich zu erklären oder höflich zu sein.

Mei Cailians Laune war aktuell ebenfalls sehr schlecht und sie hatte keine Lust, mit Hua Che um den heißen Brei herumzureden. Stattdessen sagte sie direkt: „Die Schüler der Sekte haben berichtet, dass du meinen Sohn Binghuan aufsuchen möchtest, wegen irgendeiner Verlobung, welche in der Vergangenheit festgelegt wurde. Du...”

Mei Cailian starrte Hua Che an und brach ab.

Hua Che legte die Hände zum Gruß ineinander und erwiderte dann: „Mein Nachname lautet Hua, mein Vorname Che und mein Höflichkeitsname ist Qingkong. Das “Che” steht für “klar”, während “Qingkong” für “so klar wie der unendliche Himmel” steht”

Mei Cailian interessierte sich nicht wirklich für seinen Namen. Sie nickte nur und entgegnete: „In Ordnung. Hua Qingkong, richtig? Ich weiß, warum du hier bist, aber obwohl ich seine Mutter bin, weiß ich nichts von einer Verlobung. Du behauptest jedoch das Gegenteil, ist das nicht lustig?”

Als Hua Che das hörte, lächelte er verständnisvoll.

Das sorgte dafür, dass Mei Cailian für einen Moment ins Stocken geriet.

Obwohl sie es nicht zugeben wollte, war sie überaus erstaunt. Dieser sechzehn Jahre alte Jugendliche... war wirklich äußerst schön.

Seine Haut war sehr hell und seine Gesichtskonturen klar und zart. Die Phönixaugen des Jugendlichen vermittelten einem ein warmes Gefühl und waren geradezu verzaubernd.

Hua Che hustete ab und zu zweimal. Zusammen mit seinem noch nicht ausgewachsenen Körper gab es ihm das Aussehen einer kränklichen Schönheit. Er wirkte wie eine schwache Weide im Wind. Das Bild war überaus atemberaubend und konnte die Seelen anderer gefangen halten.

Er sah bereits als Teenager so bezaubernd aus. Wäre er als Erwachsener nicht unvergleichlich attraktiv, eine Quelle des Unglücks?

Unglücklicherweise war Schönheit absolut nutzlos. Hua Che war noch immer der Sohn einer Prostituierten, welcher arm und mit einem niederen Stand geboren worden war. Außerdem war er auch noch ein gewöhnlicher Sterblicher, welcher noch nicht einmal seine Kultivierungsgrundlage gebildet hatte.

Wenn das nicht wäre, wäre ihre Hochzeit nicht unbedingt unmöglich gewesen.

Hua Che stellte die Teetasse ab und kehrte dann zum Hauptthema zurück. „Diese Verlobung ist von der vorletzten Generation entschieden worden. Meine Mutter hatte mir nichts davon erzählt, aber nachdem ich mein Kindermädchen dazu befragt habe, hat sie...”

„Verlobung? Welche Verlobung? Warum weiß ich nicht, dass mein Sohn mit dir verlobt sein soll?”, unterbrach ihn Mei Cailian, während ihre wunderschönen Augen mit Verachtung gefüllt waren. „Hast du einen Hochzeitsvertrag? Oder ein Token? Selbst wenn du eins hast, ist es nicht sicher, dass es echt ist...”

„Ich bin hier, um die Verlobung aufzulösen”

 

„Es ist ja nicht so, als würdest du den Status von Yuntian Shuijing im Reich der Unsterblichen nicht kennen. Wie viele Leute zerbrechen sich den Kopf und behaupten, dass sie Verwandte oder alte Freunde sind. Weißt du, wie viele Edelfrauen – was!?” Mei Cailians Gesicht wurde vor Schreck augenblicklich ganz blass.

Das Lächeln auf Hua Ches Gesicht wurde noch breiter. Während er sich mit einer Hand auf seinem Knie abstützte, stand er auf und sagte: „Obwohl sich die vorherigen Generationen sehr nahestanden und eine Hochzeit unserer Familien haben wollten, um sich noch näher zu stehen, ist diese Verlobung nicht länger angemessen, also lasst sie uns auflösen. Ich könnte eine Zwangshochzeit zu meinem Vorteil nutzen und euch Schaden zufügen. Es gibt keinen Grund für uns, die Dinge schwierig zu gestalten”

Mei Cailians Gesicht verlor nur noch mehr an Farbe.

Dass Hua Che sowas sagte, ließ sie so dastehen, als würde sie auf ihn herabsehen und ihre Position ausnutzen, um ihn zu tyrannisieren. Das bedeutete, dass sie die Entscheidung, welche von ihren Vorfahren getroffen worden war, hinterging und keinerlei Anstand zeigte.

Hua Che holte das Token – den Jadeanhänger - heraus und legte ihn auf den Tisch. „Außerdem sind sowohl ich als auch euer Sohn Männer und die einzigen Söhne. Wenn man bedenkt, dass die Blutlinie fortgeführt werden soll, ist es sehr verständlich, dass ihr diese Verlobung nicht haben möchtet. So ist es richtig. Ich werde nun gehen!”

„Warte!” Als Mei Cailian sah, wie Hua Che sich umdrehte und gehen wollte, schrie sie schnell, um ihn aufzuhalten. Mei Cailian stand etwas angespannt auf. Ihre Gedanken glichen einem heillosen Durcheinander. Dass sie Hua Che verachtete und zum Gehen gebracht hatte, war eine Sache, aber dass Hua Che die Initiative ergriffen hatte, um die Verlobung aufzulösen, war etwas ganz anderes.

Alleine der Gedanke daran, was für ein Ort Yuntian Shuijing ist und welche Position es in den neun Staaten hatte... Dieser unbedeutende Niemand wollte sie unerwarteterweise nicht benutzen, um einen höheren Status zu bekommen, sondern Edelmut vortäuschen und von der Verlobung zurücktreten. Was zur Hölle war der Grund dafür?

Mei Cailians Mundwinkel zuckten. „Welches Spiel spielst du hier?”

„Gar keins” Hua Ches Gesicht war komplett unschuldig als er erklärte: „Es ist nur so... die Verlobung früher aufzulösen ist gut, denn das hält diese Person zu Hause davon ab, darüber nachzudenken und eifersüchtig zu sein”

Mei Cailian war fassungslos. „Was?!”

Erst nachdem Hua Che bereits lange gegangen war, hob Mei Cailian den Jadeanhänger auf. Er bestand aus erstklassigem, gelblich-beigen Jade. Auf ihm war das Wort “Tianyu” so geschickt eingraviert worden, dass er auch von einem Gott hätte kommen können. Tianyu war Chu Binghuans Höflichkeitsname.

Zu der Zeit, als sie die Token ausgetauscht hatte, war bereits entschieden gewesen, dass Chu Binghuans Großmutter ihrem Enkelsohn dabei helfen würde, diesen Höflichkeitsnamen zu bekommen. Auf diese Weise würden sie einander in Zukunft erkennen können.

Mei Cailian würde dieser absurden Hochzeit natürlich nicht zustimmen. Es hatte nichts mit Hua Ches Geschlecht zu tun, sondern damit, dass er mit einem niederen Stand geboren worden war und keine Familie hatte, auf deren Rückendeckung er sich verlassen konnte. Was konnte er ihrem Sohn bieten, nachdem sie zusammengekommen waren?

Chu Binghuan musste der Stärkste Kultivierende im ganzen unsterblichen Reich werden, damit Yuntian Shuijing ebenfalls die größte Sekte des rechtschaffenden Weges werden konnte.

Sie hatte geplant, Hua Che ein paar harte Worte an den Kopf zu werfen, damit dieser so schnell wie möglich aufgab, aber was sollte sie jetzt machen?

Mei Cailian hatte das Gefühl, eine große Niederlage vor Hua Che erlitten zu haben. Es kam ihr so vor, als würde sie nicht atmen können. Das Gefühl war unerträglich.

Eine Dienerin, welche aus Angst geschwiegen hatte, zog sich leise zurück. Während sie die Teetassen und Schüsseln trug, begegnete sie einer Person und verbeugte sich leicht. In einem überaus respektvollen Ton grüßte sie schnell: „Junger Herr”

„Ist irgendetwas passiert?”

Die Dienerin flüsterte: „Ein junger Herr mit dem Nachnamen Hua ist gekommen, um die Dame des Hauses aufzusuchen”

Chu Binghuans Gesichtsausdruck änderte sich augenblicklich. „Wo ist er?” Während er das fragte, beschleunigte er bereits seine Schritte und lief auf den Shuijing Pavillon zu.

Die Dienerin entgegnete schnell: „Junger Herr, diese Person ist bereits gegangen. Er hat gesagt, dass er gekommen ist, um die Verlobung aufzulösen und gegangen, sobald er das Token zurückgegeben hat”

Chu Binghuan blieb urplötzlich stehen. Dann drehte er sich ungläubig zu der Dienerin.

Die Dienerin dachte, dass ihr Meister annahm, dass die Verlobung aufgelöst wurde, weil er verschmäht worden war, weshalb sie schnell erklärte: „Der junge Herr hat bereits eine Geliebte. Deshalb ist er extra gekommen, um die Verlobung aufzulösen. Es ist nicht, weil...”

„Die Verlobung auflösen? Eine Geliebte?”

Die Dienerin hatte das Gefühl, dass ihr junger Herr lange auf diesen Worten herumgekaut hatte, bevor er sie schließlich ausgespuckt hatte. Sie musste ihren Kopf nicht heben und ihn ansehen, um zu wissen, wie angsteinflößend Chu Binghuans Gesichtsausdruck gerade sein musste.

Bevor sie ihr Leben für weitere Erklärungen aufs Spiel setzten konnte, hörte sie Worte, welche so scharf wie Messer zu sein schienen.

„Ich werde nach ihm sehen!”

 

 

 

Erklärungen:

Mei`ers Name bedeutet ‘Blume‘ oder ‘reizendes Mädchen‘


Die vier Künste sind das Zitherspiel, das Weiqi (so etwas wie chinesisches Schach), die Kalligrafie und die Malerei




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