Kapitel 2 „Die Verlobung frühzeitig aufzulösen ist gut, denn
das hält diese Person zu Hause davon ab, ständig darüber nachzudenken und
eifersüchtig zu sein”
Hua Che bemerkte, dass er vermutlich... wiedergeboren worden
war.
Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
Es dauerte einen Moment, bis er wieder klar denken konnte.
Schließlich erinnerte er sich daran, in welcher Zeit er sich befand.
In diesem Zeitalter gab es unzählige Sekten im Reich der
Unsterblichen. Große und kleine Sekten vermehrten sich wie Fliegen und an ihrer
Spitze stand die unsterbliche Sekte Shangqing. Neben der unsterblichen Sekte
Shangqing gab es noch drei weitere große Sekten. Die Namen dieser drei Sekten
lauteten Fengming Schlucht, Yeyou Villa und Yuntian Shuijing.
Diese drei Sekten der Unsterblichen waren gleichstark und
standen direkt unter der unsterblichen Sekte Shangqing.
Chu Binghuan war der älteste Sohn von Yuntian Shuijing.
Dadurch dass er aus solch einer berühmten Familie stammte, war Reichtum für ihn
etwas ganz natürliches. Bereits in jungen Jahren hatte er sich durch
außerordentliche Intelligenz und beneidenswertes Talent hervorgehoben.
Zum aktuellen Zeitpunkt war Chu Binghuan siebzehn Jahre alt
und Hua Che drei Monate älter als er.
Genau wie die Leute in seinem letzten Leben gesagt hatten,
war Hua Ches Mutter eine Prostituierte gewesen. Gefangen im Rotlichtbezirk
hatte sie dort ihrer Arbeit nachgehen müssen.
Ihr Name lautete Hua Mei’er und passend zu ihrem Namen hatte sie ein überaus charmantes und hübsches
Auftreten besessen. Ihre Schönheit und ihr Talent hatten ihresgleichen gesucht
und es wird gesagt, dass sie zu dieser Zeit so umwerfend gewesen sein soll,
dass egal ob Mensch, Dämon oder Unsterblicher, sie alle von ihr fasziniert
waren. Selbst ein mächtiger Kultivierender des dämonischen Wegs hätte es nicht
verhindern können zurückzublicken, wenn sie an ihm vorbeigelaufen wäre.
Gerüchten zufolge hatte sie jedes noch so kalte Herz schmelzen können.
Eine Prostituierte war jedoch noch immer eine Prostituierte.
Ganz gleich wie talentiert oder herausragend sie gewesen war oder ob sie mit
ihrer Schönheit eine ganze Stadt für sich hätte
gewinnen können, sie hatte noch immer den untersten aller
Berufe ausgeübt und war dadurch in den Augen anderer minderwertig, befleckt und
unbedeutend gewesen.
Da Hua Mei’er als Abschaum angesehen wurde, war ihr Sohn
dies natürlich ebenfalls.
Bei solch einem großen Statusunterschied hätten sich Mei’er
und die Familie Chu niemals begegnen sollen. Unerwarteterweise hatte sich Gott
in die Angelegenheiten der Menschen eingemischt und somit eine Ehe erschaffen,
welche über sehr langer Zeit bestehen sollte.
Der Grund für die Verlobung lag in der vorherigen Generation
– Chu Binghuans Großmutter war einst in Schwierigkeiten geraten und
glücklicherweise von Hua Ches Großmutter gerettet worden. Die beiden waren
sofort Freunde geworden. Chu Binghuans Großmutter war so dankbar für diese
lebensrettende Gnade gewesen und hatte die junge Hua Mei’er so sehr gemocht,
dass sie vorgeschlagen hatte, die beiden Familien durch eine Hochzeit zu
vereinen.
Unglücklicherweise war Hua Mei’er zu dieser Zeit bereits
verlobt gewesen, weshalb Chu Binghuans Großmutter keine andere Wahl gehabt
hatte, als widerwillig aufzugeben. Die Idee, die beiden Familien durch eine
Hochzeit miteinander zu verbinden, war ihr jedoch nicht mehr aus dem Kopf
gegangen, weshalb sie Hua Ches Großmutter vorgeschlagen hatte, stattdessen ihre
Enkelkinder heiraten zu lassen.
Hua Ches Großmutter war von dieser Idee begeistert gewesen.
Die beiden hatten sich sofort darauf geeinigt und begeistert Token
ausgetauscht.
Und so hatte Mei’er, welche zu dieser Zeit elf Jahre alt
gewesen war und selbst noch nicht einmal geheiratet hatte, bereits eine feste
Ehe für ihren zukünftigen Sohn bekommen.
Diese Geschichte klang vermutlich erstmal ziemlich
lächerlich. Später hatte Chu Binghuans Großmutter in Yuntian Shuijing
eingeheiratet, wie ein Spatz, der sich in einen Phönix verwandelte. Was Hua
Mei’er anging, so wusste Hua Che nicht genau, was ihr in ihrem Leben
widerfahren war. Er wusste nur, dass Hua Mei’er noch vor ihrer Hochzeit eine
Prostituierte in einem Bordell geworden war. Später hatte sie eine Affäre
gehabt und Hua Che zur Welt gebracht.
Aufgrund ihrer Schwangerschaft war es ihr unmöglich gewesen,
in einem Bordell zu überleben, weshalb sie all ihre Ersparnisse genutzt hatte,
um sich freizukaufen. Sie hatte Hua Che und Frau Jiang mit sich genommen und
mit ihnen ums Überleben gekämpft. Ihre zuvor wunderschöne Ehe war von dort an
Teil der Vergangenheit.
In seinem letzten Leben hatte Hua Che nach der Beerdigung
seiner Mutter zufällig eine unauffällige, kleine Schachtel gefunden. Er hatte
sie geöffnet und ein kleiner Jadeanhänger war zum Vorschein gekommen.
Der Jadeanhänger war sorgfältig in ein Seidentuch gewickelt
und absichtlich in eine Schachtel mit abblätternder Farbe verpackt worden. Hua
Che hatte damals instinktiv gespürt, dass dieser Gegenstand etwas
außergewöhnliches war, weshalb er Frau Jiang mit Fragen bedrängt hatte. In
seinem Herzen war die leise Ahnung entstanden, dass es sich dabei um ein
Andenken seines Drecksvaters handeln könnte, der sie verlassen hatte.
Daraufhin war allerdings herausgekommen, dass dieser
Anhänger nicht seinem Vater, sondern seiner eigenen Frau gehörte.
Hua Che war sich seines Standes sehr wohl bewusst gewesen.
Der Grund weshalb er diesen Anhänger genommen und zu der weit entfernten Sekte
Yuntian Shuijing gereist war, war nicht weil er ein Dach über den Kopf haben
wollte und erst recht nicht, weil er durch die Hochzeit an Geld hatte gelangen
wollen. Nein, er hatte die Initiative ergriffen, um ihre Verlobung aufzulösen.
Die Kinder der Familie Chu waren alle stolze Söhne des
Himmels und er selbst ein obdachloses Gör. Wie hätte er ihnen gerecht werden
können? Weshalb hätte er an dieser Verlobung festhalten sollen? Er hätte nur
Schande über sich selbst gebracht!
Auf dem Weg dorthin hatte ihm sein Kindermädchen bereits
erzählt, dass Chu Changhe und Mei Cailian keine Töchter hatten, sondern nur
einen Sohn namens Chu Binghuan. Chu Binghuans Vater war bereits zeitig
verstorben, weshalb sein Onkel Chu Changfeng für die Angelegenheiten von
Yuntian Shuijing zuständig war.
Sobald Hua Che das zu Ohren gekommen war, war er sogar noch
entschlossener gewesen, die Verlobung aufzulösen.
Ein Mann?
Das sollte wohl ein Witz sein!
Bevor Hua Che jedoch etwas hatte sagen können, war er von
Mei Cailian bereits mit einer Flut an Beschimpfungen überschüttet worden.
„Eine Verlobung? Welche Verlobung? Warum weiß ich nicht,
dass mein Sohn mit dir verlobt ist? Hast du einen Verlobungsvertrag oder ein
Token? Selbst wenn du etwas hast, kann es auch eine Fälschung sein. Weißt du
nicht, welchen Status Yuntian Shuijing im Reich der Unsterblichen hat? Es gibt
unzählige, wohlhabende Damen, welche vorgeben solch eine Verbindung mit uns zu
haben, um meinen Sohn heiraten zu können. Wirf doch bitte einen Blick in den
Spiegel und sage mir, welcher Teil deines Körpers meinem Binghuan gerecht wird.
Denkst du, dass du es überhaupt wert bist, hier stehen zu dürfen?”
All die Worte, über welche er immer wieder nachgedacht
hatte, hatten sich auf einmal in Luft aufgelöst. Hua Che, welcher voller
jugendlicher Energie gewesen war, hatte wütend gelächelt. Das Selbstwertgefühl
von jungen Menschen war sehr stark und sollte niemals so mit Füßen getreten
werden. Er hatte die Worte “Verlobung auflösen” heruntergeschluckt und arrogant
erwidert: „Ich habe bereits in den Spiegel gesehen! Ich passe hervorragend zu
ihm!”
Hua Che konnte sich nicht mehr daran erinnern, welchen
Gesichtsausdruck Mei Cailian zu diesem Zeitpunkt gemacht hatte. Er wusste nur
noch, dass man ihn aus Yuntian Shuijing hinausgeworfen hatte.
Aufgrund seiner Wut auf Mei Cailian war ihm die Lust auf ein
gewöhnliches Leben vergangen und er hatte beschlossen in das Reich der
Unsterblichen einzutreten. Sein Wunsch war es gewesen, ein starker
Kultivierender zu werden, der Wind und Regen kontrollieren konnte.
Deshalb hatte er sich dazu entschieden, der unsterblichen
Sekte Shangqing beizutreten, die noch mächtiger als Yuntian Shuijing war. Auf
dem Weg dorthin war er Chu Binghuan begegnet, aber da sie sich zu dieser Zeit
noch nicht gekannt hatten, hatten sie sehr locker miteinander umgehen können.
Während Hua Che an diese alten Ereignisse zurückdachte,
bekam er für einen Moment nichts von seiner Umgebung mit. Als er schließlich
wieder in die Realität zurückkam, war er von dem Türsteher bereits nach Yuntian
Shuijing geführt worden.
Plötzlich rief jemand seinen Namen und Hua Che drehte sich
reflexartig um. Sein Kindermädchen war ihm hinterhergerannt und hielt einen
Umhang in den Armen.
Sie legte ihn vorsichtig um Hua Ches Schultern und erklärte
dem Türsteher dann mit einem entschuldigenden Blick: „Bitte entschuldigen Sie.
Mein junger Herr ist gesundheitlich angeschlagen, weshalb ich Angst bekam, dass
er sich erkälten könnte. Ich hoffe, dass der junge, unsterbliche Meister gut
auf ihn aufpassen wird”
Hua Che wurde warm ums Herz. Bevor er jedoch etwas sagen
konnte, wurde er von seinem Kindermädchen weitergedrängt. Schließlich war er
arm und obdachlos. Wie könnte er es wagen, die noble Frau Mei lange warten zu
lassen?
Hua Che folgte dem Türsteher in den Yuntian Pavillon, doch
dieser war leer.
Er stand eine halbe Stunde in dem Pavillon und ganz zu
schweigen von einem Schluck Tee, sah er noch nicht einmal eine Dienerin oder
gar Mei Cailians Schatten. Ihm war bewusst, dass sie das mit Absicht tat.
In seinem letzten Leben hatte er vier Stunden warten müssen.
Obwohl er aus armen Verhältnissen stammte, hatte er immer eine gute Erziehung
genossen. Er beherrschte die vier Künste,
respektierte Ältere und schätzte die Jugend. Das alles war ihm von Hua Mei’er
persönlich beigebracht worden. In seinem letzten Leben hatte er sich nirgendwo
hingesetzt, sondern aufrecht dagestanden und bis Sonnenuntergang gewartet.
Nun verschränkte Hua Che die Arme vor der Brust und lachte
leicht. Er ging um einem kleinen Tisch herum und setzte sich direkt auf den
Futon.
Aktuell hatte er noch nicht angefangen zu kultivieren und
war nur ein gewöhnlicher Sterblicher. Nachdem er die Bergstraße hinaufgelaufen
war, war er ziemlich erschöpft und sein Rücken schmerzte.
Nach einer halben Stunde sitzen war Hua Che langweilig und
er fing an seinen Körper zu dehnen, indem er sich nach vorne beugte. Als er
sich wieder zurücklehnte, um sich hinzulegen, erschien die noble und
vielbeschäftigte Mei Cailian.
Erst nachdem eine Gruppe Dienerinnen hereinkam, um Tee zu
servieren, stand Hua Che langsam auf und sagte träge: „Wie unhöflich von mir”
Mei Cailians Gesicht wurde finster, aber sie entgegnete
ruhig: „Setz dich”
Hua Che setzte sich im Schneidersitz hin und nahm sich dann
eine Teetasse von dem Tisch, um seinen Hals zu befeuchten. Der Grund für sein
Kommen war Mei Cailian bereits von den Schülern der Sekte berichtet worden,
weshalb es keinen Grund gab, sich zu erklären oder höflich zu sein. Mei
Cailians Laune befand sich aktuell auf dem Tiefpunkt, weshalb sie sich nicht
die Mühe machte, mit Hua Che um den heißen Brei herum zu reden und direkt
sagte: „Meine Schüler haben mir bereits berichtet, dass du meinen Sohn Binghuan
aufgrund irgendeiner Verlobung aufsuchen möchtest, die bereits vor sehr langer
Zeit festgelegt wurde. Du...”
Mei Cailian sah Hua Che an und brach ab.
Hua Che legte die Hände zum Gruß ineinander und erwiderte
dann: „Mein Nachname lautet Hua, mein Vorname Che und mein Höflichkeitsname
Qingkong. Das “Che” steht für “klar”, während “Qingkong” für “so klar wie der
weite Himmel” steht”
Mei Cailian interessierte sich nicht wirklich für seinen
Namen. Sie nickte nur und entgegnete: „In Ordnung. Hua Qingkong, richtig? Ich
weiß warum du hier bist, aber obwohl ich Binghuans Mutter bin, weiß ich nichts
von einer Verlobung. Ist das nicht lustig?”
Hua Che lächelte verständnisvoll.
Daraufhin war Mei Cailian fassungslos.
Obwohl sie es nicht zugeben wollte, war sie wirklich
überrascht. Dieser siebzehn Jahre alte Junge war wirklich äußerst schön.
Seine Haut war sehr hell und seine Gesichtszüge klar und
zart. Die Phönixaugen des Jugendlichen vermittelten einen tiefgründigen Charme
und waren geradezu verzaubernd. Hua Che hustete ab und zu zweimal. Zusammen mit
seinem noch nicht ausgewachsenen Körper gab es ihm das Aussehen einer
kränklichen Schönheit. Er konnte die Blicke beinahe magisch auf sich ziehen.
Er sah bereits als Teenager so bezaubernd aus. Wäre seine
Schönheit als Erwachsener nicht eine Quelle für Unglück?
Unglücklicherweise war Schönheit jedoch absolut nutzlos. Hua
Che war noch immer der Sohn einer Prostituierten, stammte aus armen
Verhältnissen und war ein gewöhnlicher Sterblicher ohne Kultivierungsgrundlage.
Wenn das nicht wäre, wäre ihre Hochzeit gar nicht so eine schlechte Idee.
Hua Che stellte die Teetasse ab und kehrte dann zum
Hauptthema zurück. „Diese Verlobung wurde von unseren Ältesten entschieden.
Meine Mutter hat mir nie etwas davon erzählt, aber nachdem ich mein
Kindermädchen danach gefragt habe, hat sie...”
„Eine Verlobung? Welche Verlobung? Warum weiß ich nicht,
dass mein Sohn mit dir verlobt ist?”, unterbrach Mei Cailian ihn, während ihre
schönen Augen mit Verachtung gefüllt waren. „Hast du
einen Verlobungsvertrag oder ein Token? Selbst wenn du etwas
hast, kann es auch eine Fälschung sein...”
„Ich bin hier, um die Verlobung aufzulösen”
„Weißt du nicht, welchen Status Yuntian Shuijing im Reich
der Unsterblichen hat? Es gibt unzählige, wohlhabende Damen, welche vorgeben
solch eine Verbindung mit uns zu haben, um – was!?” Mei Cailians Gesicht wurde
augenblicklich blass vor Schreck.
Das Lächeln auf Hua Ches Lippen wurde noch breiter. Während
er sich mit einer Hand auf seinem Knie abstützte, stand er auf und sagte:
„Obwohl sich die vorherigen Generationen sehr nahestanden und unsere Familien
durch eine Hochzeit vereinen wollten, ist diese Verlobung nicht länger
angemessen, also lasst sie uns auflösen. Ich könnte eine Zwangshochzeit zu
meinem Vorteil nutzen und euch Schaden zuzufügen. Es gibt keinen Grund für uns,
die Dinge schwierig zu gestalten”
Mei Cailians Gesicht verlor noch mehr an Farbe.
Dass Hua Che sowas sagte, ließ sie so dastehen, als würde
sie auf ihn herabsehen und ihre Position ausnutzen, um ihn zu tyrannisieren. Es
klang als würde sie die Entscheidung, welche von ihren Vorfahren getroffen
wurde, hintergehen und keinerlei Anstand zeigen.
Hua Che holte den Jadeanhänger heraus und legte ihn auf den
Tisch. „Außerdem sind sowohl Euer Sohn als auch ich Männer und die einzigen
Söhne unserer Familien. Wenn man bedenkt, dass die Blutlinie fortgeführt werden
soll, ist es sehr verständlich, dass Ihr diese Verlobung nicht haben möchtet.
Mehr wollte ich nicht sagen. Ich werde nun gehen!”
„Warte einen Moment!” Als Mei Cailian sah, wie Hua Che sich
umdrehte und gehen wollte, rief sie schnell nach ihm, um ihn aufzuhalten. Sie
stand angespannt auf und die Perlen und Smaragde auf ihrem Kopf klimperten.
Dass sie Hua Che verachtete und von sich stieß war eine Sache, aber dass Hua
Che die Initiative ergriff, um die Verlobung aufzulösen, war etwas ganz
anderes.
Alleine der Gedanke daran, welchen Status Yuntian Shuijing
hatte und welche Position es in den neun Staaten besaß... Dieser unbedeutende
Niemand wollte sie nicht benutzen, um einen höheren Status zu bekommen, sondern
Edelmut vortäuschen und die Verlobung auflösen. Was war der Grund dafür?
Weshalb blickte er auf das majestätische Yuntian Shuijing
herab?
Mei Cailians Mundwinkel zuckten. „Welches Spiel spielst du
hier?”
„Gar keins", erklärte Hua Che mit unschuldigem Gesicht.
„Es ist nur so... die Verlobung frühzeitig aufzulösen ist gut, denn das hält
diese Person zu Hause davon ab, ständig darüber nachzudenken und eifersüchtig
zu sein”
Mei Cailian war fassungslos. „Was?!”
Erst nachdem Hua Che bereits lange gegangen war, nahm Mei
Cailian den Jadeanhänger. Er bestand aus erstklassigem Hammelfettjade und das
Wort “Tianyu” - Chu Binghuans Höflichkeitsname - war überaus geschickt darauf
eingraviert worden.
Als damals die Token ausgetauscht worden waren, war bereits
entschieden worden, wie Chu Binghuans Höflichkeitsname lauten sollte, damit sie
einander widererkennen konnten.
Mei Cailian würde dieser absurden Hochzeit natürlich nicht
zustimmen. Es spielte keine Rolle, ob Hua Che ein Junge oder ein Mädchen war,
aber sie würde nicht zulassen, dass Chu Binghuan jemanden heiratet, der aus
bescheidenen Verhältnissen und einer gewöhnlichen Familie stammte. Was konnte
er ihrem Sohn bieten, nachdem sie geheiratet hatten?
Chu Binghuan würde in Zukunft der stärkste Kultivierende des
unsterblichen Wegs sein und somit auch Yuntian Shuijing an die Spitze aller
Sekten der Unsterblichen bringen.
Sie hatte geplant Hua Che ein paar harte Worte an den Kopf
zu werfen, damit dieser so schnell wie möglich aufgab, aber obwohl sie ihr Ziel
erreicht hatte, hatte sie das Gefühl, eine große Niederlage vor Hua Che
erlitten zu haben. Es kam ihr so vor, als würde sie nicht atmen können und
ohnmächtig werden.
Ein Dienstmädchen, welches die ganze Zeit über nur
schweigend dagestanden hatte, zog sich leise zurück. Während sie die Teetassen
trug, begegnete sie einer bestimmten Person und verbeugte sich. Schnell sagte
sie respektvoll: „Junger Meister”
„Was ist passiert?”
Das Dienstmädchen flüsterte langsam: „Ein junger Mann namens
Hua ist gekommen, um die Dame des Hauses aufzusuchen”
Chu Binghuans Gesichtsausdruck veränderte sich
augenblicklich. „Wo ist er?”, fragte er und lief gleichzeitig schnell zum
Yuntian-Pavillon.
Das Dienstmädchen entgegnete schnell: „Junger Meister,
dieser Mann ist bereits wieder weg. Er hat gesagt, dass er gekommen ist, um die
Verlobung aufzulösen. Dann hat er das Token zurückgegeben und ist gegangen”
Chu Binghuan blieb augenblicklich stehen und drehte sich
dann ungläubig zu dem Dienstmädchen um.
Das Dienstmädchen befürchtete, dass ihr Meister die
Auflösung der Verlobung auf eine Abneigung ihm gegenüber zurückführen würde,
weshalb sie schnell erklärte: „Der junge Mann hat bereits eine Geliebte.
Deshalb ist er extra hergekommen, um die Verlobung aufzulösen. Es ist nicht,
weil...”
„Die Verlobung auflösen? Eine Geliebte?”
Das Dienstmädchen hatte das Gefühl, dass ihr junger Meister
diese Worte regelrecht ausspuckte. Sie musste ihren Kopf nicht heben und ihn
ansehen, um zu wissen, wie angsteinflößend Chu Binghuans
Gesichtsausdruck gerade sein musste. Bevor sie ihr Leben für
weitere Erklärungen aufs Spiel setzten konnte, drangen messerscharfe Worte an
ihr Ohr.
„Ich werde ihn suchen gehen!”
Erklärungen:
Yeyou bedeutet stille Nacht. 夜
(Ye) = Nacht. 幽 (You) = “dunkel”, “Still”, “geheimnisvoll” oder
“abgelegen”.
Hua bedeutet “Blume” und Mei “charmant”.
Die vier Künste sind das Zitherspiel, das Weiqi (so etwas wie chinesisches Schach), die Kalligraphie und die Malerei.
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