Kapitel 27

Kapitel 27 ~ „Chu Binghuan, Schüler des Ling Xiao Tempels mit dem Höflichkeitsnamen Tianyu, kommt nach zwei Tagen und vier Stunden aus der Illusion heraus!


Zhuang Tian hatte Weihrauch angezündet und um den Segen seiner Vorfahren gebetet. Er lief unzählige male in der Shang Qing Arena auf und ab. Als er die Ankündigung des Ältesten Qianyang hörte, war er vollkommen fassungslos und kam erst Dank einer freundlichen Erinnerung von Xie Wanting wieder zu Sinnen.

„Herausgekommen? Herausgekommen?!” Zhuang Tian machte Freudensprünge. „Mein Schüler ist herausgekommen, hahaha!”

Zhuang Tian zog und schob fröhlich an seinen Nachbarn und nahm sich die Zeit, um anzugeben. „Das ist mein Schüler! Ein Schüler unseres Ling Xiao Tempels! Verwechselt ihn nicht. Er ist es. Der in Rot“

Die Anführer aller Sekten blickten zur Seite. Sie hatten bereits von dem jungen Talent aus dem Ling Xiao Tempel gehört. Als das Wanmen-Kampfsportturniert eröffnet worden war, hatten sich einhunderttausend Kultivierende so eng aneinandergedrängt, dass man gar nicht mehr hatte erkennen können, wer wer war, nur um ihn zu sehen. Auch jetzt konnten sie nicht anders, als noch einmal einen Blick auf ihn zu werfen.

Der junge Mann, welcher gerade einmal siebzehn Jahre alt war, trug ein Gewand mit Kreuzkragen aus begonienrotem Brokat und ein schwarzes Haarband. Er hatte ein hübsches, zartes Gesicht, war groß und besaß ein Paar Phönixaugen, welche einen verführerischen Charme ausstrahlten. Das Langschwert in seiner Hand wirkte nicht kalt und scharf, sondern strahlte eine sanfte und zurückhaltende Aura aus, welche die Menschen zum Staunen brachte.

„Diese spirituelle Waffe...”, fing Chu Changfeng an.

„Es ist wirklich außergewöhnlich”, meinte Mu Qinian. „Nach allem, was ich gesehen habe, unterliegt seine Kraft Yuntian Shuijings Ting Quan in keinster Weise”

Mu Qinians Temperament war unkompliziert und er sprach aus, was er dachte. Er ahnte nicht, dass diese Worte einer Verachtung von Yuntian Shuijing gleichkamen. Schließlich war Ting Quan der Schatz dieser Sekte und nicht alle Anführer der vorherigen Generationen hatten es führen können.

Wie erwartet erhielt Mu Qinian einen bösen Blick von Mei Cailian.

Xie Wanting betrachtete es einige Zeit und sagte dann: „Meiner Meinung nach ähnelt es Mingyue von Lu Yao”

„Ihr habt Recht”, erwiderte Mu Qinian, welchem die Ähnlichkeit nach diesem Kommentar ebenfalls auffiel.

„Es wird gesagt, dass es in uralten Zeiten eine Waffe gegeben haben soll”, entgegnete Xie Wanting. „Diese Waffe soll sich in zwei Schwerter aufgeteilt haben und in der Welt zurückgelassen worden sein. Sie hatten ursprünglich die gleichen Wurzeln, wurden aber voneinander getrennt”

„Weifeng, Mingyue” Chu Changfeng erwiderte: „Mingyue wurde Lu Yao in der unsterblichen Sekte Shang Qing von Sektenführer Lu überreicht. Das andere... Könnte es sein, dass das andere Schwert von Hua Qingkong geführt wird?”

Xie Wantings Lippen hoben sich zu einem leichten Lächeln. „Wenn das der Fall ist, wird dieses Kind eine strahlende Zukunft vor sich haben. Wenn er sich der Kultivierung widmet, fleißig lernt und übt, wird es ihm möglich sein, alle Schwierigkeiten zu überwinden und eines Tages in den Himmel aufzusteigen”

Mei Cailian hatte das Gefühl, sich verhört zu haben. Mit kaltem Gesicht sagte sie: „Wie soll es einem möglich sein, mit unreinen Wurzeln und der Gier nach der Welt der Sterblichen in den Himmel aufzusteigen?”

Hua Che eilte zur Tribüne, um Zhuang Tian zu grüßen. Zhuang Tian lächelte bis über beide Ohren. Bevor er jedoch fragen konnte, was der Inhalt seiner Illusion gewesen war, kam eine Gestalt zu ihnen herüber. Zhuang Tian hatte keine andere Wahl, als sein jubelndes Herz zu unterdrücken und die Person, welche soeben gekommen war, zu begrüßen. „Sektenführer Lu” Hua Che fühlte sich wie ein Käfer, der auf dem Rücken lag. Er drehte sich steif um, um Lu Mingfeng anzusehen.

„Ist das der Junge, welcher in der Mingyue-Schlucht geglänzt hat?” Lu Mingfengs Gesichtsausdruck war ernst, aber sein Ton überaus sanft.

Für einen Kultivierenden war es eine Ehre, mit Lu Mingfeng sprechen zu können. Die Schüler, welche auf der Tribüne der unsterblichen Sekte Shang Qing warteten, tuschelten miteinander und waren äußerst neidisch.

In Hua Ches Augen blitzte kaum merklich ein Leuchten auf „Ja”

Lu Mingfeng nickte und lobte ihn ein paarmal. Hua Che verzog keine Miene und antwortete nur ruhig nach und nach.

Das sorgte dafür, dass sich die Augen von Xie Wanting und Chu Changfeng weiteten. Sie hätten nicht gedacht, dass dieses Kind in jungen Jahren von Gefälligkeiten so unbeeindruckt sein konnte. Er war auch sehr aufgeschlossen, keinesfalls arrogant und ungestüm und hatte

keine der jugendlichen, frivolen, arroganten und unhöflich Eigenschaften, welche junge Menschen eigentlich besitzen sollten.

Chu Changfeng bewunderte ihn sehr und konnte nicht anders als zu Mei Cailian neben sich zu sagen: „Schwägerin, ich habe das Gefühl, dass dieser Junge sehr entspannt ist und an den guten Sitten festhält. Er ist nicht so schlecht, wie du gesagt hast”

Mei Cailian schnaubte kalt. „Man kann das Gesicht der Menschen kennen, aber nicht ihre Herzen. Wie kannst du wissen, was sein wahrer Charakter ist? Auch, wenn er nach außen hin gehorsam aussieht, hat er tief im Inneren ein anderes Gesicht. Wie hätte Chu Binghuan sonst...”

„Chu Binghuan, Schüler des Ling Xiao Tempels mit dem Höflichkeitsnamen Tianyu, kommt nach zwei Tagen und vier Stunden aus der Illusion heraus!”

Mei Cailian war überglücklich und stand schnell auf, um ihn zu begrüßen, aber Chu Binghuan ging direkt zu Zhuang Tian.

Ihr Gesicht verdunkelt sich.

Es war nicht so, dass Chu Binghuan keinen Respekt gegenüber seiner Mutter zeigen wollte, aber die Regeln waren die Regeln.

Sie hatte beinahe vergessen, dass Chu Binghuan jetzt den Ling Xiao Tempel repräsentierte. Selbst, wenn er ein erstklassiger Anführer wird, wäre es der Ruhm des Ling Xiao Tempels.

Es hätte nichts mit der unsterblichen Sekte Shang Qing oder Yuntian Shuijing zu tun!

Als Mei Cailian daran dachte, wurde sie wütend. Nachdem Chu Binghuan und Zhuang Tian sich begrüßt hatten und er zu ihr kam, war sie so verstimmt, dass sie nicht mehr mit ihm sprechen wollte.

„Schwägerin”, sagte Chu Changfeng zu Mei Cailian, hatte aber keine andere Wahl, als Chu Binghuan selbst zu helfen. „Wenn alles in Ordnung ist, geh!”

Chu Binghuan antwortete und wandte sich dann wieder dem Ling Xiao Tempel zu.

Als Chu Binghuan Hua Che sah, war er erleichtert.

„Danke”

Chu Binghuan war überrascht und drehte sich zu Hua Che. „Was?”

Hua Che wiederholte sich nicht.

Die Illusion hielt fünf Tage an. Mu Rongsa kam am dritten Tag heraus, Lin Yan am vierten Tag und Wen Yuan und Zhuang Xiao Er am letzten Tag.

Obwohl der dritte, vierte und fünfte Schüler ausgeschieden waren, war Zhuang Tian kein bisschen enttäuscht. Seiner Vorhersage zufolge hätte der Ling Xiao Tempel in der ersten Runde bereits vollständig ausgelöscht werden müssen. Als Hua Che als erstes aus der Illusion herausgekommen war, war er fast zu Tränen gerührt gewesen!

Dieses Ergebnis ... Verdammt! Zhuang Tian war so glücklich, dass er gar nicht mehr wusste, wo links oder rechts war.

Hua Che fand es überaus amüsant, dass sein Meister so aufgeregt war. Wenn er den ersten Platz belegen würde, würde sein Meister dann plötzlich sterben?

Chu Binghuan hatte denselben Gedanken, weshalb er bereits frühzeitig damit anfing, alle möglichen Arten von Pillen, wie herzschützende Pillen, Qi-sammelnde Pillen, geiststeigernde Pillen und Qi-belebende Pillen herzustellen.

Nach der ersten Runde waren von den einhunderttausend Kultivierenden nur noch siebzehntausend übrig. Der Älteste Qianyang seufzte immer wieder: „Das wird diesmal nicht funktionieren” Ihr Geist ist so zerbrechlich. Wenn wir eines Tages gegen Dämonen kämpfen und noch stärkeren Illusionen gegenüberstehen, werden sie dann nicht wahnsinnig werden?

Nach einem Tag Pause fand die zweite Runde des Wanmen-Kampfsportturniers statt. Es war ein Jagd-Wettkampf, bei welchem die Schüler Monster mit Pfeil und Bogen töten mussten.

Das Jagdgebiet erstreckte sich über das gesamte Kunlun-Gebirge. Es war sehr weitläufig und wenn man jemanden mit dem Schwert suchte, flog man oft sehr lange, ohne jemanden zu finden.

Nachdem Hua Che mehrmals hin und her geflogen war, war seine Ernte nicht zu groß und nicht zu klein. Er flog zum Gipfel des Berges und starrte Lu Mingfeng , welcher vor der Shang Qing Arena stand, von oben herab an.

Nach nur einem kurzen Blick flog Hua Che davon. In seiner linken Hand hielt er den Bogen und mit seiner rechten Hand zog er die Sehne nach hinten. Zwischen seinen Fingern erschienen drei Pfeile aus Licht, welche auf die seelensaugenden Fledermäuse zielten, welche am Himmel flogen.

Die drei Pfeile teilten sich beim Flug erst in sechs und dann in zwölf Pfeile. Blitzschnell durchbohrten sie zwölf Fledermäuse in einem perfekten Winkel.

„Sehr gut!” Mu Qinian konnte nicht anders als aufzustehen und zu applaudieren, als er das sah.

Auch die anderen Sektenführer waren erstaunt.

„Seine Fähigkeiten im Bogenschießen sind sehr gut!”

„Das war ein guter Zug”

„Er ist noch so jung, aber hat solch eine hohe Kultivierung!”

Als sie zu der anderen Seite sahen, erblickten sie einen glänzenden, scharfen Pfeil, welcher ein, zwei, drei, vier, fünf kopflose Geister der Reihe nach aufspießte wie ein Schaschlikspieß.

Erneut rief Mu Qinian aufgeregt: „Sechs Geister mit einem Pfeil, großartig!”

„Wie vom ältesten Sohn von Yuntian Shuijing zu erwarten”

„Chu Tianyu besitzt großes Talent. Er ist ein Segen für die Welt der Unsterblichen!”

Wen Yuan war sehr gut im Schwertkampf, konnte jedoch nicht sehr gut mit Pfeil und Bogen umgehen. Außerdem musste er sich auch noch um seinen Shidi kümmern, während er sich auf die Jagd konzentrierte. Er war überaus beschäftigt.

„Xiao Er, mach nicht solche ausgefallenen und dazu noch falschen Bewegungen. Das bereitet mir Sorgen”

Missbilligend entgegnete Zhuang Xiao Er: „Abgesehen vom siebten und achten Shidi bin ich der beste Schwertkämpfer in unserer Familie. Shixiong, du solltest auf dich selber aufpassen und darauf achten, dass du nicht runterfällst”

Ein starker Westwind kam auf und Wen Yuan war wirklich kurz davor vom Schwert zu fallen. Glücklicherweise kam Hua Che rechtzeitig, um ihm zu helfen.

Wen Yuan brach in kaltem Schweiß aus.

Zur gleichen Zeit kam der langnäsige Kultivierende von der unsterblichen Sekte Shang Qing zu Hua Che und sagte: „Ich wusste, dass du zum Wanmen-Kampfsportturnier kommen würdest. Mein Meister hat mir gesagt, dass sich der Ling Xiao Tempel angemeldet hat, aber ich kann es immer noch nicht fassen!”

„Meister Duan Xianshi, ich hoffe, Euch geht es gut”, grüßte Hua Che ihn.

Nach einem kurzen Treffen gingen sie weiter jagen.

Obwohl es viele Monster gab, war ihre Zahl dennoch begrenzt und sie reichten nur für zehntausend Kultivierende. Daher war es alleine aufgrund ihrer Anzahl unvermeidbar, dass die Kultivierenden miteinander konkurrierten.

Letzten Endes war es im Grunde genommen ein Rennen gegen die Zeit und wer zuerst schoss, bekam die Anerkennung.

Ein medizinischer Kultivierender zielte mit seinem Pfeil auf eine seelensaugende Fledermaus. Der Winkel war gut und der Kultivierende war sich sicher, dass er sie treffen würde. Auf einmal schoss jedoch ein Pfeil aus rotem Licht durch die Luft, war dabei so stark wie Donner und so schnell wie ein Blitz und durchbohrte die seelensaugende Fledermaus.

„Hua Qingkong, das geht zu weit!”, rief der medizinische Kultivierende.

„Hä?” Hua Che, welcher die seelensaugende Fledermaus erlegt hatte, war verwirrt. „Wann bin ich zu weit gegangen?”

„Ich war derjenige, der die seelensaugende Fledermaus zuerst gesehen hat!”

Hua Che lachte. „Das stimmt nicht. In der zweiten Runde gewinnt man die Jagd durch seine Fähigkeiten. Diese Monster erhält man dadurch, dass man sie zuerst trifft. Ich kann nur sagen, dass mein Pfeil schneller war als deiner. Deshalb hast du verloren. Das wars”

Der medizinische Kultivierende wurde fuchsteufelswild. „Du!”

„Hey, beruhige dich”, erwiderte Hua Che. „Es stimmt, dass ich die seelensaugende Fledermaus vor deiner Nase weggeschnappt habe, aber andere haben das bei mir ebenfalls gemacht. Du kannst den anderen auch die Monster vor der Nase wegschnappen!”

Genauso war die Jagd: Wer zuerst kam, mahlte zuerst. Das Ganze ging so lange, bis die Zeit vorbei war und die besten zweihundert in die nächste Runde kamen.

Das überzeugte den medizinischen Kultivierenden jedoch nicht. Er war Mediziner und im Bezug auf die Kampfkünste der Schwächste in der Welt der Unsterblichen. Es war überaus unfair, dass von ihm verlangt wurde, in einem Kampfsportturnier mit diesen Schwert-Kultivierende zu konkurrieren!”

Er war bereits seit Beginn der Illusion wütend gewesen, aber jetzt kochte er regelrecht und konnte es nicht mehr ertragen.

Er spannte seinen Bogen, zielte auf Hua Che und schoss einen Pfeil ab, bevor er sich einfach umdrehte und ging. Mit zusammengebissenen Zähnen sagte er: „Du hast mir die Beute weggenommen, also fahr zur Hölle!”




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4 Kommentare:

  1. erster hua zweiter chu. oh man chus mutter ist sauer was sie da gehört und dann auch noch von ihren sohn übergangen wurde aber regel sind regel. wie es scheint ist hua sehr gut mit dem bogen. also was der eine tut ist nicht fein. wird er in treffen.

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    1. Ich wüsste ja zu gerne, was Chu Binghuan in der Illusion erlebt hat. Bisher ist davon noch keine Spur und vielleicht wird man es auch nie erfahren, aber ich würde Wetten, dass Chu Binghuan ebenfalls in ihrem letzten Leben gefangen war.
      Ob sich Mei Cailian wohl bis Ende der Novel ändern wird? Einige Kapitel später kommt mal ein Gespräch zwischen ihr und Chu Binghuan und ich hoffe, er hat es endlich geschafft, ihr etwas ins Gewissen zur reden.
      Hua Che ist gefühlt in allem gut, was er tut XD. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es etwas gibt, was er nicht kann. Aber Talent zieht halt auch oft Neid und Hass auf sich, so wie bei dem anderen Schüler.

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  2. NOOO wieso jetzt stopp? ich muss doch wissen wie es weiter geht

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    1. Jetzt freue ich mich über einen Cliffhanger, für den ich genau genommen noch nicht einmal verantwortlich bin XD. Aber keine Sorge, die Geschichte hat noch über 30 Kapitel, also ist es unwahrscheinlich, dass Hua Che hier etwas ernsthaftes passiert ;). In ein paar Kapiteln sieht er wesentlich ramponierter aus.

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