Kapitel 23

Kapitel 23 ~ War Hua Che nicht gut genug? Oder war Lin Yan nicht süß genug?   


Seit diesem Tag war der Ling Xiao Tempel, für den sich zuvor niemand interessiert hatte, Stück für Stück lebhafter geworden. Der Ling Xiao Gipfel, zu dem sich noch nicht einmal Katzen oder Hunde verirrt hatten, war nun auch Gastgeber für gelegentlich kommende Sterbliche.

Es gab welche, die Gold, Silber und Juwelen zum Handeln brachten und welche, die bitterlich weinend an ihre Tür kamen und um Hilfe baten. Sie beteten dafür, dass böse Geister vertrieben wurden, dass sie gesegnet wurden, für Frieden und fragten sogar nach Talismanen für Beförderungen und Glück.

Zhuang Xiao Er und Zhuang Xiao San waren dieser Gäste, welche jeden Tag vorbeikamen, überdrüssig.

Anfang des zweiten Jahres kam jedoch ein unerwarteter Besucher zum Ling Xiao Tempel.

Eine riesige Karawane führte vom Fuß des Berges bis an dessen Spitze. Dieser atemberaubende Anblick hätte sogar der Königinmutter des Westens Angst eingejagt.

Mei Cailian war es gewohnt, friedliche Maßnahmen der Gewalt vorzuziehen. Nachdem sie den Ling Xiao Tempel betreten hatte, unterhielt sie sich einige Zeit und sagte, dass die beiden Sekten für lange Zeit nicht in Kontakt getreten waren, fragte, ob der Sektenführer in guter, gesundheitlicher Verfassung war und so weiter.

Zhuang Xiao Er, welcher ihr folgte, konnte nicht anders als innerlich zu fluchen. Der Ling Xiao Tempel und Yuntian Shuijing waren sich noch nie nahe gewesen und ignorierten einander, wenn sie nach draußen gingen. Warum sollte man also vorgeben, sich gut zu verstehen?

„Mein Sohn ist dem Ling Xiao Tempel aus einer Laune heraus beigetreten. Die Einführungszeremonie muss etwas schäbig ausgefallen sein, nicht? Deshalb habe ich extra einhundert Wägen mitgebracht und bitte Sektenführer Zhuang, sie anzunehmen” Mei Cailian lächelte. In jeder ihrer Bewegungen konnte man erkennen, dass sie noch andere Absichten hatte.

Ernst sagte Zhuang Tian: „Madame Mei, Ihr könnt gerne direkt sagen, was Ihr auf dem Herzen habt”

„Dann werde ich gleich zum Punkt kommen” Mei Cailian hatte bereits lange ein Lächeln aufgesetzt und war dem bereits überdrüssig geworden.

Für einen stolzen Phönix wie sie wäre es besser, wenn sie nicht weiter im Ling Xiao Tempel bleiben würde.

„Sektenführer Zhuang, bitte akzeptiert die einhundert Wägen mit Lieferungen und lasst meinen Sohn dann nach Hause gehen”

„Euren Sohn?” Zhuang Tian lachte. „Euer Sohn kann nach Hause gehen, wenn es ihm gestattet wird. Was ist der wahre Grund, weshalb Ihr zum Ling Xiao Tempel gekommen seid?

Mei Cailian unterdrückte ihre Wut. „Sektenführer Zhuang, stellt Ihr Euch mir gegenüber absichtlich dumm?”

Zhuang Tian lächelte und wedelte mit dem Bananenblatt, welches er in der Hand hielt. „Es wäre seltsam, wenn Ihr von Chu Binghuan sprecht. Er ist mein Schüler. Er hat vor mir niedergekniet, drei Kotaus gemacht und ich habe seinen Lehrlingstee getrunken. Er isst, trinkt, lebt hier und seine Kultivierung hat sich auch stark verbessert. Was meint Ihr damit, dass ich ihn nach Hause gehen lassen soll? Die Sekte hat ihre Regeln und es ist einem nicht gestattet hinauszugehen, wenn man nichts zu tun hat. Ich kann nicht einfach eine Ausnahme machen, nur weil er der junge Meister von Yuntian Shuijing ist. Wenn ich das machen würde, würde es mir als Sektenführer sehr an Disziplin mangeln”

Mei Cailian sprang wütend auf. „Ist es nicht so, dass er dazu angestiftet wurde, den Ling Xiao Tempel anzubeten? Wenn dieser Hua Qingkong nicht gewesen wäre - oh, er ist ja der Stolz des Himmels. Wenn mein Sohn der Schüler von jemandem werden will, dass sollte sein Lehrer Lu Mingfeng von der unsterblichen Sekte Shang Qing sein! Sein Name kann selbst in den Geschichtsaufzeichnungen gefunden werden und er hat große Erfolge vorzuweisen. Das sollte Euch doch selbst bewusst sein, oder?”

Die zweite Hälfte wurde von Zhuang Tian automatisch ignoriert. Er wusste nicht, dass Hua Che und Chu Binghuan verlobt waren. Ihm war nur bewusst, dass die Freundschaft zwischen diesen beiden Schülern außergewöhnlich war. Chu Binghuan, welcher eine kalte und zurückhaltende Persönlichkeit besaß, behandelte nur Hua Che anders, was auf jeden Fall seltsam war.

Freundlich entgegnete Zhuang Tian: „Sie sind keine Kinder mehr. Sie treffen ihre eigenen Entscheidungen und tragen auch selber die Konsequenzen. Madame, macht Euch bitte keine Sorgen”

„Es geht um Tianyus Zukunft. Wie kann ich als Mutter einfach nur untätig zusehen?” Mei Cailian warf Zhuang Tian einen kalten Blick zu. „Ich bin heute aus zwei Gründen

hierhergekommen. Erstens möchte ich Tianyu nach Hause bringen. Zweitens möchte ich mich etwas mit Hua Qingkong unterhalten”

Zhuang Tian erwiderte: „Qingkong hat sich für die Kultivierung zurückgezogen und hat keine Zeit”

„Dann sollt Ihr ihm meine Worte überbringen”, sagte Mei Cailian. „Ich habe gedacht, dass du dich bei Schwierigkeiten zurückziehst, aber unerwarteterweise bist du so durchtrieben. Du gibst vor, dich zurückzuziehen, aber in Wirklichkeit rückst du im Geheimen vorwärts. Es ist unglaublich, dass du diese Methode benutzt, um an Tianyu festzuhalten! Es stimmt wohl, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. Der Sohn folgt seiner Mutter. Es ist widerlich, diese Art der Schmeichelei anzuwenden!”

Zhuang Tians Augen weiteten sich und sein Lächeln verschwand. „Mei Cailian! Ihr seid ebenfalls eine Person mit Status. Warum sprecht Ihr mit so böser Zunge?”

„Ich bin böse?”, erwiderte Mei Cailian. „Seht Ihr nicht, wie verabscheuungswürdig die Tricks Eures tollen Schülers sind? Weshalb hätte Tianyu den Ling Xiao Tempel sonst der unsterblichen Sekte Shang Qing vorziehen sollen, wenn Hua Qingkong keine Tricks angewandt hat? Warum sollte er sich sonst nicht um seine Zukunft kümmern und stattdessen Hua Qingkong folgen, um herumzualbern?”

„Haltet den Mund! Ich respektiere Euch als Kultivierende und möchte mich auf Augenhöhe mit Euch unterhalten”, erwiderte Zhuang Tian. „Seht nicht auf Qingkong herab und passt auf, dass Ihr in Zukunft nicht zurückgelassen werdet! Würde Tianyu mich verehren, wenn ich seine Zukunft zerstören würde? Haltet die Augen offen und passt gut auf. Wenn es Tianyu unter meinen Lehren nicht schafft, erfolgreich zu sein, werde ich Euren Nachnamen annehmen!”

Mei Cailian war überaus wütend. „Das ist lächerlich! Lasst uns für heute aufhören. Wir werden ja sehen, was dabei herauskommt!”

„Auf Wiedersehen!”, entgegnete Zhuang Tian.

Mei Cailian wedelte mit ihren Ärmeln und ging. Ihr gefiel es gar nicht, dass diese Reise reine Zeitverschwendung gewesen war und ihre Brust hob und senkte sich stark, während sie ihre Zähne vor Wut aufeinanderpresste.

Heute war es anders als früher. Dieser tote, alte Mann Zhuang Tian hatte es tatsächlich gewagt, sich aufzurichten und ihr zu widersprechen.

Der Vorfall bei der Mingyue Schlucht hatte sich in der gesamten Welt der Unsterblichen herumgesprochen. Alle sagten, dass der Ling Xiao Tempel kurz davor war aufzusteigen, dass

seine Schüler vielversprechend waren und dass es einen Schüler mit dem Nachnamen Hua gab, welcher äußerst talentiert und mutig war und sogar ein Schwert erlangt hatte.

Mei Cailian hatte überaus starke Kopfschmerzen. Yuntian Shuijing gehörte bereits seit tausenden von Jahren zu den Top drei der Sekten der Unsterblichen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie den ersten Platz belegen würden!

Zhuang Tian war ebenfalls überaus wütend. Er war seit mehr als einhundert Jahren nicht mehr so aus der Haut gefahren.

Wie konnte es diese Schlampe wagen, auf seine Schüler herabzusehen?

War Hua Che nicht gut genug? Oder war Lin Yan nicht süß genug?

Verdammt!

Seine Schüler waren großartig!

Wäre es fair, wenn keiner in den neun Staaten davon erfahren würde?

„Xiao Er, pass mit deinem großen Bruder auf die Sekte auf!

„Meister, wohin geht Ihr?”, fragte Zhuang Xiao Er.

„Zur unsterblichen Sekte Shang Qing”

„Hä?”

Zhuang Tian zog sich einen Mantel über und eilte zur Tür hinaus. „Ich melde uns für das kommende Wanmen-Kampfsportturnier in zwei Monaten an!

 

 

 

Erklärungen:

Die Königinmutter des Westens trägt den Namen Xiwangmu und ist eine der ältesten, chinesischen Gottheiten. Sie hat die Kontrolle über Yin und Yang und ist mit dem Jadekaiser verheiratet.




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4 Kommentare:

  1. Bis jetzt ein Augenschmaus *-*

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  2. Es freut mich, dass dir diese Geschichte gefällt ^.^. Sie nimmt langsam immer mehr an Fahrt auf und es wird auch bald mehr von Hua Ches Vergangenheit preisgegeben. Generell wird das Wanmen-Kampfsportturnier die ein oder andere Überraschung bereit halten.

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  3. oh oh da ist ja wer vorbei gekommen. ich glaube chu sollte mal mit seiner mutter ein ernstes wörtchen reden das hua keine tricks benutzt hatte sondern freiwillig hier ein getretten ist. die denkt auch nur immer an ds schlechte solche mutter würde ich auch nicht gerne haben. sicher sie macht sich sorgen aber nur das ihre sekte keinen nachfolger bekommt weil der jetzt wo anders ist. ich hoffe ihr sohn sagt ihr mal die meinung.

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    1. Mei Cailian ist wirklich schrecklich. Ein Gespräch zwischen ihr und Chu Binghuan kommt später noch, aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie daraus sonderlich viel gelernt hat. Sie scheint sich zwar etwas zurückzuhalten, aber dennoch akzeptiert sie Hua Che dann immer noch nicht. Ich bin wirklich gespannt, ob sie irgendwann noch eine Wesensveränderung durchlebt oder immer so schrecklich bleibt.

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