Kapitel 19 ~ Er lehnte sich nah an Chu Binghuans Ohr und sagte halb ernst, halb im Scherz: „Ich würde sehr gerne in deinen Armen sterben”
„Hör auf mit dem Unsinn!”, schrie Chu Binghuan unwillkürlich und mit strenger Stimme.
Hua Che hatte
nicht erwartet, dass Chu Binghuan so heftig reagieren würde. Er hatte ihn nicht
absichtlich geärgert, da es ihm im Moment wirklich nicht so gut ging.
Hua Che zwang
sich dazu, etwas heiterer zu sein und versuchte Chu Binghuan zu trösten.
„Mediziner haben sich längst an das Schicksal der Menschen gewöhnt. Sobald du
dich daran gewöhnt hast, ist es ganz normal”
Chu Binghuan
griff nach Hua Ches Handgelenk, während er seine linke Hand an dessen Stirn
hielt.
„Kein Wunder,
dass du so einen Blödsinn redest. Du hast Fieber”, sagte er.
„Oh” Hua Che
akzeptierte diese Tatsache einfach heiter. Er nahm sein Fieber nicht sonderlich
ernst.
Stattdessen
drängte er: „Schnell, schnapp dir einen Pinsel! Ich habe nicht genug Kraft, um
es selber zu machen, also hilft mir, es aufzuschreiben”
„Was schreiben?”,
fragte Chu Binghuan verwirrt.
Todernst
erwiderte Hua Che: „Deine Vorlieben und Abneigungen, damit wir sie deiner
zukünftigen Frau geben können. Schnell, schnell, bevor ich alles vergesse!”
„...”
Nein, er sollte
nicht mit einer kranken Person streiten, deren Fieber ihren Verstand vernebelt
hatte!
„Wer ist der
Brandstifter?” Chu Binghuan, welcher nicht weiter über seine “zukünftige Frau”
reden wollte, wechselte das Thema. Mit tiefer Stimme flüsterte er: „Hast du ihn
gesehen?”
„Nein, aber...”
Hua Che sah zu den schwarzen Wolken am Himmel. Er kicherte geheimnisvoll. „Ich
habe jemanden im Verdacht”
Als Chu Binghuan
das hörte, fragte er nicht weiter nach. Jetzt gerade war Hua Ches Körper
wichtiger.
„Entspann dich”,
entgegnete er zu dem kranken Jugendlichen.
Hua Che wusste,
dass Chu Binghuan in seinen Geist eintreten wollte, weshalb er sich natürlich
nicht dagegen wehrte.
Die Techniken des
so genannten “Geist betretenes” ließ die Seele des Nutzers die innere Welt
seines Gegenübers betreten. Dem Nutzer war es dadurch möglich, die Seele, das
spirituelle Wissen und den goldenen Kern des anderen zu erkunden.
Mithilfe dieser
Technik konnte der Nutzer einen bösen Fluch auf sein Gegenüber wirken. Außerdem
konnte man auch die Seele absorbieren, den goldenen Kern stehlen oder sogar von
dem Körper Besitz ergreifen.
Zur gleichen Zeit
war der Nutzer selbst jedoch auch einem gewissen Risiko ausgesetzt, wenn er
diese Technik ausführte. Wenn sein Gegenüber sich zum Beispiel wehrte und die
reine Energie, welche dieser zu einem Gegenangriff nutzte zu bösartig war,
konnte der Nutzer einen Rückschlag erleiden.
Statt die Seele
des Gegenübers zu stehlen, würde der Nutzer in der inneren Welt des anderen
gefangen bleiben, was dem Gegenüber die Möglichkeit gab, die Seele des Nutzers
zu verschlingen.
Chu Binghuan
bewegte sich vorsichtig. Er betrat Hua Ches innere Welt und suchte alles ab.
Erst, nachdem er festgestellt hatte, dass Hua Che nicht heimlich verflucht
worden war, entspannte er sich.
Als er sich
zurückgezogen hatte, bemerkte er, dass Hua Che die Augen geschlossen hatte.
Sein Kopf war zur Seite geneigt und schwache, entspannte Atemzüge waren zu
hören. Der kranke Jugendliche war tatsächlich eingeschlafen.
Hua Che schlief
jedoch nicht gut. Er hatte eine Reihe einzelner, unzusammenhängender Träume.
___________________________________________________
Für einen Moment
sah er Hua Mei’er unter einer Öllampe stricken. Sie war in den weiblichen
Künsten sehr begabt und der Lotus, welchen sie strickte, sah realitätsgetreu
und rein aus, ohne den kleinsten Makel
schien in voller
Blüte zu stehen, so als würde sie unnachgiebig danach streben, noch schöner zu
werden.
Während sie
strickte, sprach Hua Mei’er zu einem Kind, welches auf ihren Knien lag. „Deine
Mutter liebt den Lotus und Pfirsichblüten. Die eine Pflanze ist unerschrocken,
trotzt allen Rückschlägen und steht alleine da, sobald die Kälte kommt. Die
andere wächst unbeschmutzt aus dem Dreck, wird elegant, rein und heilig.
Deshalb sind sie die Könige unter den Blumen”
„Che’er, dein
Name ähnelt einem jungen Lotus. Rein und durchsichtig, unbefleckt und ohne die kleinste
Staubschicht. Dein Gemüt soll so frei und weitreichend sein, wie der große offene Himmel, ohne dunkle Wolken oder
beunruhigenden Regen und immer sanft und warm”
Hua Che hob den
Kopf, um sich die Gedichtsammlung anzusehen, welche auf dem Tisch lag. Als
Kind, welches gerade gelernt hatte, Wörter zu erkennen, liebte er es, mit
seinen neuen Fähigkeiten zu prahlen.
Laut und
sorgfältig las er: „Nachdem der Herbstregen vorüber ist, wird die Welt vollkommen Grün.
Unter dem offenen Himmel verändert sich die Farbe der entfernten Berge
eintausendmal”
Seine Mutter
streichelte ihm über den Kopf.
Ihre Hände waren
so warm wie der Sonnenschein.
___________________________________________________
Später träumte
Hua Che von Lu Mingfeng, welcher oben auf dem Thron saß und Anbetungen von
eintausend Unsterblichen annahm.
Mit seiner
eintausend Jahre alten Kultivierung wirkte er ernst und streng, heiter und
ehrfurchtgebietend. Er war eine Person der Tugend und besaß ein hohes Ansehen,
aber dennoch war er diszipliniert und verhielt sich bodenständig.
Alle
Kultivierenden der Welt verehrten Lu Mingfeng ohne Ausnahme. In ihren Augen war
es ein Segen, nach zehn Jahren das Glück zu haben, ihn als Meister verehren zu
dürfen.
Hua Che hatte
damals gedacht, dass er dieses Glück niemals erhalten würde. Es war definitiv
etwas, das stattdessen Chu Binghuan gehörte.
Wer hätte jedoch
gedacht, dass Lu Mingfeng Chu Binghuan übergehen und schließlich Hua Che als
Schüler wählen würde?
Es hieß, dass Mei
Cailian unglaublich wütend gewesen war. Sie soll zu der unsterblichen Sekte
Shang Qing gegangen sein und eine Erklärung verlangt haben.
Der Älteste
Qianyang hatte es ebenfalls nicht recht verstanden. Schließlich war Chu
Binghuans Talent für die Kultivierung etwas, das jeder mit bloßem Auge erkennen
konnte.
Obwohl Hua Che
auch nicht schlecht gewesen war, war es unerklärbar gewesen, weshalb Lu
Mingfeng nicht beide als Schüler akzeptiert hatte.
Mochte er es
nicht, zu viele überragende Schüler zu haben? Würde es ihm nicht viel Ehre
bringen, wenn seine Schüler bei dem nächsten Treffen der eintausend Sekten auf
den ersten drei Plätzen landen würden?!
Natürlich waren
das keine Worte, welche er laut hatte aussprechen können. Der Älteste Qianyang
hatte dem Himmel dafür gedankt, dass er schließlich solch einen guten Schüler
erhalten hatte.
Er war so
glücklich gewesen, dass er nicht mehr hatte sagen können, wo rechts und links
war. Tatsächlich hatte er sogar Angst gehabt, dass Lu Mingfeng seine Wahl
plötzlich ändern könnte.
Hua Che, welcher
auf einmal durch einen dummen Zufall so viel Glück hatte, war natürlich von der
Gunst überwältig.
Sein Meister war
unglaublich geschickt und sehr gut zu ihm. Obwohl er für gewöhnlich ein wenig
zu ernst war, war er der Typ, der eine harte Schale aber einen weichen Kern
besaß. Solange es etwas Gutes für seinen Schüler war, war Lu Mingfeng niemals
geizig.
Spirituelle
Waffen, Medizin und unsterbliche Kräuter, alle möglichen Arten von spirituellen
Ergänzungen und medizinische Bäder. Alles, was einem dabei helfen konnten, die
Kultivierung zu verstärken, wurde ihm zur Verfügung gestellt. Das hatte dafür
gesorgt, dass die anderen Schüler der Sekte voller Neid und Eifersucht waren.
Hua Ches
angeborenes Talent war jedoch wahrlich überragend. Auch wenn er den Weg des
Schwerts nur gewählt hatte, um der Spezialität der unsterblichen Sekte Shang
Qing zu entsprechen, war er dennoch unbesiegbar. In der Sekte waren
militärische und literarische Talente so gewöhnlich wie Regen, aber dennoch
hatte er seine Mitschüler im Staub zurückgelassen.
Was seine
persönliche Geschichte anging, so kannten nur wenige Leute in der Sekte seine
Herkunft. Sie wussten nur, dass er aus einer verarmten Familie kam, viel
Bitterkeit erlebt
und viele
Schwierigkeiten ertragen hatte. Sie glaubten, dass Hua Che lieber sterben würde
statt sich zu unterwerfen und deshalb trotz seiner Rückschläge weiterkämpfte.
In der Welt der
Unsterblichen gab es aller vier Jahre ein sehr bedeutendes Treffen. Bei diesem
Treffen kamen über eintausend Sekten der Unsterblichen zusammen, damit ihre
Schüler bei einem Kampfsportwettbewerb gegeneinander antreten konnten. Der Name
dieser Veranstaltung lautete Wanmen-Kampfsporttunier.
Wenn diese Zeit
gekommen war, versammelten sich die Schüler aller großen Sekten bei der
unsterblichen Sekte Shang Qing. Sie benutzten die Kampfkünste, um Freunde zu
finden und wetteiferten ernsthaft miteinander, um von den anderen zu lernen.
Es konnte als ein
freundlicher Austausch zwischen den Sekten der Unsterblichen angesehen werden.
Außerdem war es eine Möglichkeit, die Leute, welche den unsterblichen Weg erst
seit kurzem bestritten, zu trainieren und die besten Talente auszuwählen.
Wenn jemand die
Konferenz mit Bravour bestand und einen der ersten drei Plätze einnahm, würde
er nicht nur über Nacht auf der ganzen Welt berühmt werden, sondern brachte
seiner Sekte und seinen Vorfahren, welche einem Rückendeckung gaben, auch viel
Ruhm.
Das Unglück war
genau zu dieser Zeit passiert.
Solange man
bereits ein Jahr lang einer Sekte angehörte und weniger als dreißig Jahre
kultivierte, war man dazu berechtig, an dem Wanmen-Kampfsporttunier
teilzunehmen.
In Hua Ches
erstem Leben hatte er sich seinen Weg durch alle Hindernisse gebahnt. Er hatte
mit aller Kraft gegen die Flut angekämpft und sein eisiges Schwert hatte alle
neun Staaten erzittern lassen, während er tapfer den ersten Platz errungen
hatte.
Ein gerade einmal
siebzehnjähriger Jugendlicher, welcher noch nicht einmal volljährig war. Hua
Che hatte unvergleichlich viel Ruhm erhalten. Jeder war von seinem
außergewöhnlichen Mut und seinem heldenhaften Charakter überzeugt und hatte
sein beispielloses Talent bewundert.
Niemand hatte dem
Strahlen dieses Jugendlichen, welcher so eifrig wie die Morgensonne am Himmel
war, widerstehen können. Andere Menschen waren nur dazu bestimmt gewesen, auf
einen zurückgebliebenen Stern reduziert zu werden und hatten nur als Vergleich
zu Hua Che dienen können.
Es schien so, als
wenn der Gewinner der nächsten drei Wanmen-Kampfsporttuniere bereits feststand.
Wie erwartet hatte Hua Che jedes mal wie selbstverständlich den Sieg errungen.
Er hatte
tatsächlich dreimal am Stück gewonnen, während der zweite Platz wie erwartet
Chu Binghuan gehört hatte. Alle anderen hatte nur um den dritten Platz kämpfen
können.
Bewunderung,
Sehnsucht und... Eifersucht.
„Er blendet zu
sehr. Wenn man bei ihm steht, wirkt man überaus unbedeutend. Manchmal wünsche
ich mir wirklich, dass er fallen würde. So tief, dass er nie wieder
heraufkommen kann!”
Das war etwas,
was Lu Yao gesagt hatte. Etwas, das Hua Che heimlich erst viele, viele Jahre
später erfahren hatte.
Hua Che war ein
junger Teenager gewesen, welcher frivol aber nicht besonders sensibel gewesen
war. Sein Rampenlicht war zu prachtvoll, aber damals hatte er noch nicht
gewusst, dass er damit Groll auf sich zog.
Er hatte gedacht,
dass er Ruhm für seine Sekte gewann, Ehre für seinen Meister erlangte und hart
für sich selber arbeitete.
Das Ergebnis
davon war... dass seine Shixiongs und Shidis diese Meinung nicht teilten.
Letzten Endes
hatte jeder einen Mann geschlagen, welcher bereits am Boden lag.
Hua Che, welcher
zu außergewöhnlich war, hatte schließlich die Aufmerksamkeit seines leiblichen
Vaters auf sich gezogen.
Das Unglück war
während des nächsten Wanmen-Kampfsporttuniers passiert, unter den Augen von
eintausend Sekten und den Familien der Unsterblichen.
Hua Che wusste
nicht, ob dieser Mann mit dem Nachnamen Yin das absichtlich gemacht hatte, aber
er war aus dem Nichts vor Hua Che erschienen, ohne Verkleidung und hatte ihn
vor all den rechtschaffenden, unsterblichen Kultivierenden als seinen Sohn
erkannt.
Er nannte den
Namen von Hua Ches Mutter und zählte all seine eigenen jugendlichen,
romantischen Abenteuer mit Hua Mei’er auf.
Wie hätten die
Sekten der Unsterblichen ihr Kampfsporttunier fortsetzen können, nachdem solch
eine große, geheime Geschichte enthüllt worden war?
Hua Che, Hua
Qingkong.
Seine Mutter war
eine Prostituierte, welche von tausenden von Leuten benutzt worden war und sein
Vater war ein böser Dämon, den Millionen von Leute töten wollten!
Yin Wuhui, Hua
Ches leiblicher Vater, war der Herr der Fen Qing Palasthalle und der oberste
Herrscher des gesamten dämonischen Wegs!
Unzählige Seelen
waren durch seine Hand gestorben. Eine gesamte Stadt zu massakrieren oder jeden
in einem Dorf umzubringen war für ihn nichts Ungewöhnliches.
Hua Che, der
berühmte Shixiong der unsterblichen Sekte Shang Qing und Lu Mingfengs Stolz,
war sein Sohn?
Von dem Meister
der unsterblichen Sekte Shang Qing, welcher von allen gelobt wurde... zu dem
Dämon, welchen jeder schlagen wollte, auch wenn er nur die Straße überquerte.
Meistens passierte solch eine Veränderung innerhalb eines Augenblicks.
Dämonische
Kultivierende wurden von den Kultivierenden des unsterblichen Wegs verabscheut.
Schließlich waren ihre Freunde und Verwandten alle tragisch durch die Hand von
dämonischen Kultivierenden ums Leben gekommen.
Deshalb war es
ihnen nicht mehr möglich, Richtig von Falsch zu unterscheiden. Sie wussten nur,
dass das, was unter Hua Ches Haut floss, das Blut eines Dämons war!
Wenn der obere
Balken nicht gerade war, war der untere ebenfalls schief.
Wie der Vater, so
der Sohn.
Wer weiß, ob Hua
Che in Zukunft nicht den dämonischen Weg kultivieren wird?
Wer weiß, ob Hua
Che nicht einen Hintergedanken hatte, als er die unsterbliche Sekte Shang Qing
anbeten wollte?
Wer weiß, ob Hua
Ches “Glück”, durch welches er von Lu Mingfeng akzeptiert worden war, nicht in
Wirklichkeit ein raffinierter Plan gewesen war?
Wer weiß, ob sich
Hua Che nicht eines Tages mit Yin Wuhui zusammentun und die gesamte
unsterbliche Sekte Shang Qing massakrieren würde?
Sie wollten solch
eine Wette nicht eingehen und wagten es auch nicht.
Leute einer
anderen Spezies konnte niemals getraut werden.
Von überall kam
dieses Gemurmel und überflutete Hua Che praktisch, bis er nicht mehr atmen
konnte.
Er verstand
nicht, warum sich die Dinge so geändert hatten.
War Hua Che nicht
unschuldig? Wurde er nicht zu Unrecht beschuldigt?
Welcher
Dämonenkönig? Welcher leibliche Vater?
Seit seiner
Geburt hatte Hua Che seinen Vater nie gesehen und Hua Mei’er hatte auch nie
etwas über ihn erzählt.
Verglichen mit
Yin Wuhui fühlte sich Hua Che sogar der Chefin der Betrunkenen Taverne näher!
Ursprünglich
hatte er gedacht, dass er öffentlich hingerichtet werden würde, um der
drohenden Haltung des Dämonenkönigs Widerstand zu zeigen.
Unerwarteterweise
hatte Lu Mingfeng, welcher den dämonischen Weg schon immer verabscheut hatte,
sich für Hua Che stark gemacht.
Was Hua Che
jedoch noch mehr geschockt hatte, war, dass sein strenger Meister freiwillig
der öffentlichen Kritik gegenübergestanden hatte, um persönlich für ihn zu
bürgen!
„Ich kenne meine
Schüler gut. Er würde den dämonischen Weg auf keinen Fall betreten und erst
recht nicht mit Yin Wuhui zusammenarbeiten!”
„Che’er kann
Schwarz von Weiß und Richtig von Falsch unterscheiden. Das schwöre ich bei
meinem Leben!”
Das hatte die
hochrangigste Person des gesamten unsterblichen Wegs gesagt. Selbst, wenn die
Leute anders dachten, war es schwer, dem zu widersprechen.
Hua Ches
zusammenhanglose Träume gingen weiter.
Die neue Szene
zeigte den Berg hinter der Fen Qing Palasthalle, welcher abgeschieden, aber
nicht kalt wirkte. Hua Che, der neu erwählte Herrscher des dämonischen Reichs
lag auf dem weichen Sofa in dem Bambushaus.
Er wurde von
einer Schar Geister angebetet und Millionen von Dämonen verneigten vor ihm den
Kopf.
Hua Che trug
absichtlich freizügige Roben, welche die Hälfte seines nackten Körpers zeigten
und wodurch er an eine kokette Hure erinnerte, welche ihren Gönnern schmeicheln
wollte. Er gab sich praktisch der Verzweiflung hin, während er hunderte von
Taktiken ausprobierte, um Chu Binghuan zu verführen.
Unglücklicherweise
blieb dieser aufrichtige Gentleman davon unberührt. Wenn er Hua Ches Handlungen
wirklich nicht mehr aushielt, beschimpfte er den Mann nur mit kaltem Gesicht
und harscher Stimme. „Schamlos!”
Als Hua Che
erneut dieses Wort hörte, konnte er wirklich nicht anders, als laut zu lachen.
Er griff nach Chu Binghuans Kragen und warf den anderen Mann unter sich auf das
Sofa.
„Welcher Scham?
Wie viel ist er wert? Unsterblicher Herr Yunmiao, hast du so lange gewartet,
bis deine Intelligenz gesunken ist? Du versuchst wirklich, mit mir über das
Konzept des Schams zu sprechen? Mit mir, einem Dämonenkönig, welcher skrupellos
ist und Menschen wie Fliegen tötet?! Bist du wirklich so naiv?”
Hua Che lehnte
sich in dem Versucht, Chu Binghuan zu küssen, nach unten. Dieser legte jedoch
den Kopf zur Seite, um ihm auszuweichen.
Hua Che hielt für
einen Moment inne, während sich seine Lippen zu einem boshaften und düsteren
Grinsen verzogen.
„Den Kunden
hinterherzurennen, um Ware zu verkaufen ist nicht gut für das Geschäft und
gestohlene Melonen sind nicht süß”
„In meiner Fen
Qing Palasthalle stehen die Leute Schlange und warten nur auf eine Möglichkeit,
in mein Bett zu kommen. Du dagegen willst es nicht, obwohl ich es dir bereits
vor die Füße lege”
Einer dieser
Sätze schien Chu Binghuan schließlich zu irritieren. Er warf sich plötzlich auf
Hua Che.
Hua Che hatte das
Gefühl, als würde der Himmel sich auf einmal drehen, als die Positionen der
beiden auf einmal wechselten. Er wurde unter Chu Binghuans Körper gedrückt,
während ihm der einzigartige Geruch des anderen in die Nase stieg.
Dieser Geruch
konnte Hua Che dazu bringen, seine Wachsamkeit vollständig aufzugeben und
breitwillig in ihm zu versinken.
Er war so fein
und elegant wie Bambus im Schnee und wie eine Blume, welche im Nebel stand und
enthielt den schwachen Duft von Medizin.
„Warum bist du
so?”, fragte Chu Binghuan mit zusammengebissenen Zähnen.
Hua Che dagegen
schien viel entspannter und zufriedener zu sein. Er sagte: „Wie viele Leute im
Kaiserlichen Palast im Reich der Sterblichen zerbrechen sich den Kopf darüber,
wie sie in das Bett des Kaisers gelangen können, um Prunk und Reichtum zu
erhalten? Ganz zu schweigen von mir, dem Herrscher des gesamten dämonischen
Wegs”
Chu Binghuans
Blick wurde stechend scharf. „Du weißt ganz genau, dass ich das nicht meine!”
Hua Che
unterdrückte ein Lächeln. Natürlich wusste er, was Chu Binghuan meinte.
Eine kalte Brise
wehte durch das Fenster hinein und löschte die Kerzen auf dem Tisch. Der
gesamte Raum wurde dunkel, aber Hua Ches Augen waren noch immer ungewöhnlich
hell und klar.
Das klare
Mondlicht leuchtete so hell wie glänzende Edelsteine und spiegelte sich in der
verführerischen und schönen Gestalt des Mannes wider. Eine gespenstische Flamme
flackerte in den wunderschönen Augen, während sich eine boshafte Flut
ansammelte.
Hua Che lächelte
kalt. So, als hätte er sich viel zu lange zurückgehalten, wurde seine Stimme
rücksichtslos und gleichzeitig dreist.
„Als der Sohn
einer Prostituierten ist mir ein niederer Stand in die Wiege gelegt worden.
Sobald ich jedoch der Dämonenkönig wurde, haben sie mich “von Natur aus
blutdurstig” genannt!”
„In meinem Körper
fließt das frische Blut des Dämonenkönigs. Ich bin durch und durch schmutzig
und jemand, der es verdient, dass die ganze Welt meinen Tod wünscht”
„Haben sie nicht
gesagt, ‘Wie der Vater, so der Sohn’?” Glauben sie nicht, dass man Leute einer
anderen Spezies nicht trauen kann?”
„Dann werde ich
ein dämonischer Kultivierender werden, ganz nach ihren Wünschen!”
„Ich werde es
ihnen zeigen”
„Als ich den
unsterblichen Weg kultiviert habe, konnten sie nur in meinem Staub
zurückbleiben! Selbst, als ich zu dem dämonischen Weg gewechselt bin, wurden
sie noch immer unter meinen Füßen zerquetscht!”
Plötzlich
lächelte Hua Che. Während seine kalten Blicke die Leute vor Angst zittern
ließen, enthüllte sein Lächeln sein sanftes, verführerisches Wesen.
„Die Tatsachen
beweisen, dass sie durchaus Recht hatten. Selbst du, der Heilige des
unsterblichen Wegs, wurdest in meiner Fen Qing Palasthalle eingesperrt. Auf wen
sonst können sie zählen?”
„Wenn die Zeit
reif ist, werde ich einer Gruppe von Dämonen befehlen, den unsterblichen Weg
anzugreifen. Die unsterbliche Sekte Shang Qing wird dabei die Hauptlast tragen.
Dann kommt die Feng Ming Schlucht, die Ye You Präfektur und schließlich dein
Yuntian Shuijing”
„Ich werde die
sechs Reiche vereinen und für tausende von Jahren der unantastbare Herrscher
werden!”
„Sind das
wirklich aufrichtige Worte?” Chu Binghuan, welcher schweigend zugehört hatte,
stellte schließlich gleichgültig diese Frage. Genau wie zuvor war seine Gestalt
so kalt wie Eis und Frost. „Hua Qingkong. Glaubst du wirklich aus ganzem Herzen
daran?”
„Was sonst?” Hua
Che streckte beide Arme aus und legte sie zweideutig um Chu Binghuans Nacken.
„Ich bin ein Mann. Natürlich habe ich den Ehrgeiz, die gesamte Welt zu erobern”
Der Blick in Hua
Ches Augen zeigte seine Absicht Chu Binghuan zu provozieren. Mit einem
hinterlistigen Lächeln sagte er: „Was hältst du davon, mich jetzt zu töten,
wenn du nicht möchtest, dass die gesamte Welt im Blut ertrinkt. Lass anstelle
des Himmels Gerechtigkeit walten”
Er lehnte sich
nah an Chu Binghuans Ohr und sagte halb ernst, halb im Scherz: „Ich würde sehr
gerne in deinen Armen sterben”
Chu Binghuan
schubste ihn von sich und entfernte sich mit wehenden Ärmeln.
Als die Wärme auf
seinem Körper verschwand, fühlte sich Hua Che etwas leer. Das Lächeln in seinem
Gesicht verblasste allmählich. „Seit du von mir in der Fen Qing Palasthalle
eingesperrt wurdest, ist dies das erste mal, dass du so viele Worte zu mir
gesagt hast”
Chu Binghuans
Schritte kamen zu einem halt.
Hua Che drehte
sich um und lehnte sich gegen das weiche Sofa. Er beobachtete den anderen Mann
besorgt und sein Lächeln wurde irgendwie bitter und gezwungen. „Kleiner
Eiswürfel, gibst du... mir eine Umarmung?”
Das war der
letzte Satz gewesen, den Hua Che zu Chu Binghuan gesagt hatte.
Nachdem Chu
Binghuan gegangen war, ohne auch nur einmal zurückzublicken, lag Hua Che die
gesamte Nacht lang auf dem eiskalten Sofa.
Die ganze Zeit
über hatte er einen Schmerz verspürt, als würden eintausend Messer auf ihn
einstechen.
In Wirklichkeit
war es jedoch so, dass auch wenn Chu Binghuan ihn nun nicht töten würde, Hua
Che nicht mehr lange zu leben hatte.
Als der Himmel am
nächsten Tag heller wurde, informierte ihn seine Wache:
Die
Hauptstreitmacht des unsterblichen Wegs hat sich ihren Weg bis an den Fuß des
Berges gebahnt.
___________________________________________________
Das trockene
Holz, welches im Feuer lag, gab gelegentlich ein knisterndes Geräusch von sich.
Hua Che öffnete
seine Augen. Er hatte keine Ahnung, ob es Sonnenauf oder –untergang war.
Er verspürte nur
einen wehmütigen Anflug von Traurigkeit, welcher in seinem Herzen anwuchs und
nur schwer zu unterdrücken war.
Die Person vor
seinen Augen war noch immer die gleiche. Er sah nur etwas jünger aus.
„Munter?”
„Mir ist etwas
kalt”, antwortete Hua Che.
Er starrte ihn
benommen an und ein betrübliches Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Kleiner
Eiswürfel, gibst du mir eine Umarmung?”
Als Chu Binghuan
das hörte, wirkte er verwirrt.
Das war nicht
überraschend. Chu Binghuan war die Art von zurückhaltender Person, welche es
hasste, Körperkontakt mit anderen zu haben.
Gleich nach dem
Aufwachen um eine Umarmung zu bitten, war tatsächlich etwas schamlos.
Hua Che wollte
sich gerade zu einem Lächeln zwingen, als er auf einmal sah, wie sich Chu
Binghuan nach vorne lehnte. Der andere Jugendliche zog seine äußere Robe aus,
legte sie um Hua Che und zog ihn dann in seine Arme.
Er hatte noch
immer diesen vertrauten, medizinischen Duft. Kein bisschen rau oder bitter,
sondern beruhigend und friedlich.
Erklärungen:
Che bedeutet “klar” bzw.
“durchsichtig”.
…große offene Himmel:
Qingkong (Hua
Ches eigentlicher Nachname) kann mit “klarer Himmel” oder “sonniger Himmel”
übersetzt werden.
Nachdem der Herbstregen vorüber ist, wird die Welt vollkommen Grün. Unter dem offenen Himmel verändert sich die Farbe der entfernten Berge eintausendmal: Ist eine Zeile aus einem bekannten, chinesischen Gedicht.
⇐Vorheriges Kapitel Nächstes Kapitel⇒
schon wieder redet er davon aber chu kann das thema wieder wechseln. er schiebt es auf das fieber was hua hat. hua hat also einen verdacht wer der brandstifter sein könnt. nun ist hua eingeschlafen aber er hat seinen traum vo früher. als er wieder aufwachte sagte er das er eine umarmung möchte doch er wustte eigentlich das er sie nicht bekommen würde. doch da hatte er sich getäuscht. zuerst wurde ein mantel um in gelegt und dann nahm er in in seine arme, hübscher anblick die beiden. freu mich wenns weiter geht.
AntwortenLöschenHua Che hat das Thema in seinem Fieberwahn einfach nicht losgelassen XD. Ich fand es auch lustig, wie sich Chu Binghuan immer zusammenreißen musste. Das mit der Umarmung war wirklich wunderschön. Vermutlich hatte Chu Binghuan ebenfalls ihre Vergangenheit vor Augen und musste daran denken, wie er Hua Ches letzte Bitte nicht erfüllt hat, weshalb er es in diesem Leben anders machen wollte. Ich frag mich echt, wann die beiden endlich zueinander finden, aber ich glaube, das wird noch eine Weile dauern. Vielleicht finden sie auch vorher raus, dass der jeweils andere auch wiedergeboren wurde.
AntwortenLöschen