Kapitel 19

Kapitel 19 ~ Er lehnte sich nah an Chu Binghuans Ohr und sagte halb ernst, halb im Scherz: „Ich würde sehr gerne in deinen Armen sterben”


„Hör auf mit dem Unsinn!”, schrie Chu Binghuan unwillkürlich und mit strenger Stimme.

Hua Che hatte nicht erwartet, dass Chu Binghuan so heftig reagieren würde. Er hatte ihn nicht absichtlich geärgert, da es ihm im Moment wirklich nicht so gut ging.

Hua Che zwang sich dazu, etwas heiterer zu sein und versuchte Chu Binghuan zu trösten. „Mediziner haben sich längst an das Schicksal der Menschen gewöhnt. Sobald du dich daran gewöhnt hast, ist es ganz normal”

Chu Binghuan griff nach Hua Ches Handgelenk, während er seine linke Hand an dessen Stirn hielt.

„Kein Wunder, dass du so einen Blödsinn redest. Du hast Fieber”, sagte er.

„Oh” Hua Che akzeptierte diese Tatsache einfach heiter. Er nahm sein Fieber nicht sonderlich ernst.

Stattdessen drängte er: „Schnell, schnapp dir einen Pinsel! Ich habe nicht genug Kraft, um es selber zu machen, also hilft mir, es aufzuschreiben”

„Was schreiben?”, fragte Chu Binghuan verwirrt.

Todernst erwiderte Hua Che: „Deine Vorlieben und Abneigungen, damit wir sie deiner zukünftigen Frau geben können. Schnell, schnell, bevor ich alles vergesse!”

„...”

Nein, er sollte nicht mit einer kranken Person streiten, deren Fieber ihren Verstand vernebelt hatte!

„Wer ist der Brandstifter?” Chu Binghuan, welcher nicht weiter über seine “zukünftige Frau” reden wollte, wechselte das Thema. Mit tiefer Stimme flüsterte er: „Hast du ihn gesehen?”

„Nein, aber...” Hua Che sah zu den schwarzen Wolken am Himmel. Er kicherte geheimnisvoll. „Ich habe jemanden im Verdacht”

Als Chu Binghuan das hörte, fragte er nicht weiter nach. Jetzt gerade war Hua Ches Körper wichtiger.

„Entspann dich”, entgegnete er zu dem kranken Jugendlichen.

Hua Che wusste, dass Chu Binghuan in seinen Geist eintreten wollte, weshalb er sich natürlich nicht dagegen wehrte.

Die Techniken des so genannten “Geist betretenes” ließ die Seele des Nutzers die innere Welt seines Gegenübers betreten. Dem Nutzer war es dadurch möglich, die Seele, das spirituelle Wissen und den goldenen Kern des anderen zu erkunden.

Mithilfe dieser Technik konnte der Nutzer einen bösen Fluch auf sein Gegenüber wirken. Außerdem konnte man auch die Seele absorbieren, den goldenen Kern stehlen oder sogar von dem Körper Besitz ergreifen.

Zur gleichen Zeit war der Nutzer selbst jedoch auch einem gewissen Risiko ausgesetzt, wenn er diese Technik ausführte. Wenn sein Gegenüber sich zum Beispiel wehrte und die reine Energie, welche dieser zu einem Gegenangriff nutzte zu bösartig war, konnte der Nutzer einen Rückschlag erleiden.

Statt die Seele des Gegenübers zu stehlen, würde der Nutzer in der inneren Welt des anderen gefangen bleiben, was dem Gegenüber die Möglichkeit gab, die Seele des Nutzers zu verschlingen.

Chu Binghuan bewegte sich vorsichtig. Er betrat Hua Ches innere Welt und suchte alles ab. Erst, nachdem er festgestellt hatte, dass Hua Che nicht heimlich verflucht worden war, entspannte er sich.

Als er sich zurückgezogen hatte, bemerkte er, dass Hua Che die Augen geschlossen hatte. Sein Kopf war zur Seite geneigt und schwache, entspannte Atemzüge waren zu hören. Der kranke Jugendliche war tatsächlich eingeschlafen.

Hua Che schlief jedoch nicht gut. Er hatte eine Reihe einzelner, unzusammenhängender Träume.

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Für einen Moment sah er Hua Mei’er unter einer Öllampe stricken. Sie war in den weiblichen Künsten sehr begabt und der Lotus, welchen sie strickte, sah realitätsgetreu und rein aus, ohne den kleinsten Makel

schien in voller Blüte zu stehen, so als würde sie unnachgiebig danach streben, noch schöner zu werden.

Während sie strickte, sprach Hua Mei’er zu einem Kind, welches auf ihren Knien lag. „Deine Mutter liebt den Lotus und Pfirsichblüten. Die eine Pflanze ist unerschrocken, trotzt allen Rückschlägen und steht alleine da, sobald die Kälte kommt. Die andere wächst unbeschmutzt aus dem Dreck, wird elegant, rein und heilig. Deshalb sind sie die Könige unter den Blumen”

„Che’er, dein Name ähnelt einem jungen Lotus. Rein und durchsichtig, unbefleckt und ohne die kleinste Staubschicht. Dein Gemüt soll so frei und weitreichend sein, wie der große offene Himmel, ohne dunkle Wolken oder beunruhigenden Regen und immer sanft und warm”

Hua Che hob den Kopf, um sich die Gedichtsammlung anzusehen, welche auf dem Tisch lag. Als Kind, welches gerade gelernt hatte, Wörter zu erkennen, liebte er es, mit seinen neuen Fähigkeiten zu prahlen.

Laut und sorgfältig las er: „Nachdem der Herbstregen vorüber ist, wird die Welt vollkommen Grün. Unter dem offenen Himmel verändert sich die Farbe der entfernten Berge eintausendmal”

Seine Mutter streichelte ihm über den Kopf.

Ihre Hände waren so warm wie der Sonnenschein.

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Später träumte Hua Che von Lu Mingfeng, welcher oben auf dem Thron saß und Anbetungen von eintausend Unsterblichen annahm.

Mit seiner eintausend Jahre alten Kultivierung wirkte er ernst und streng, heiter und ehrfurchtgebietend. Er war eine Person der Tugend und besaß ein hohes Ansehen, aber dennoch war er diszipliniert und verhielt sich bodenständig.

Alle Kultivierenden der Welt verehrten Lu Mingfeng ohne Ausnahme. In ihren Augen war es ein Segen, nach zehn Jahren das Glück zu haben, ihn als Meister verehren zu dürfen.

Hua Che hatte damals gedacht, dass er dieses Glück niemals erhalten würde. Es war definitiv etwas, das stattdessen Chu Binghuan gehörte.

Wer hätte jedoch gedacht, dass Lu Mingfeng Chu Binghuan übergehen und schließlich Hua Che als Schüler wählen würde?

Es hieß, dass Mei Cailian unglaublich wütend gewesen war. Sie soll zu der unsterblichen Sekte Shang Qing gegangen sein und eine Erklärung verlangt haben.

Der Älteste Qianyang hatte es ebenfalls nicht recht verstanden. Schließlich war Chu Binghuans Talent für die Kultivierung etwas, das jeder mit bloßem Auge erkennen konnte.

Obwohl Hua Che auch nicht schlecht gewesen war, war es unerklärbar gewesen, weshalb Lu Mingfeng nicht beide als Schüler akzeptiert hatte.

Mochte er es nicht, zu viele überragende Schüler zu haben? Würde es ihm nicht viel Ehre bringen, wenn seine Schüler bei dem nächsten Treffen der eintausend Sekten auf den ersten drei Plätzen landen würden?!

Natürlich waren das keine Worte, welche er laut hatte aussprechen können. Der Älteste Qianyang hatte dem Himmel dafür gedankt, dass er schließlich solch einen guten Schüler erhalten hatte.

Er war so glücklich gewesen, dass er nicht mehr hatte sagen können, wo rechts und links war. Tatsächlich hatte er sogar Angst gehabt, dass Lu Mingfeng seine Wahl plötzlich ändern könnte.

Hua Che, welcher auf einmal durch einen dummen Zufall so viel Glück hatte, war natürlich von der Gunst überwältig.

Sein Meister war unglaublich geschickt und sehr gut zu ihm. Obwohl er für gewöhnlich ein wenig zu ernst war, war er der Typ, der eine harte Schale aber einen weichen Kern besaß. Solange es etwas Gutes für seinen Schüler war, war Lu Mingfeng niemals geizig.

Spirituelle Waffen, Medizin und unsterbliche Kräuter, alle möglichen Arten von spirituellen Ergänzungen und medizinische Bäder. Alles, was einem dabei helfen konnten, die Kultivierung zu verstärken, wurde ihm zur Verfügung gestellt. Das hatte dafür gesorgt, dass die anderen Schüler der Sekte voller Neid und Eifersucht waren.

Hua Ches angeborenes Talent war jedoch wahrlich überragend. Auch wenn er den Weg des Schwerts nur gewählt hatte, um der Spezialität der unsterblichen Sekte Shang Qing zu entsprechen, war er dennoch unbesiegbar. In der Sekte waren militärische und literarische Talente so gewöhnlich wie Regen, aber dennoch hatte er seine Mitschüler im Staub zurückgelassen.

Was seine persönliche Geschichte anging, so kannten nur wenige Leute in der Sekte seine Herkunft. Sie wussten nur, dass er aus einer verarmten Familie kam, viel Bitterkeit erlebt

und viele Schwierigkeiten ertragen hatte. Sie glaubten, dass Hua Che lieber sterben würde statt sich zu unterwerfen und deshalb trotz seiner Rückschläge weiterkämpfte.

In der Welt der Unsterblichen gab es aller vier Jahre ein sehr bedeutendes Treffen. Bei diesem Treffen kamen über eintausend Sekten der Unsterblichen zusammen, damit ihre Schüler bei einem Kampfsportwettbewerb gegeneinander antreten konnten. Der Name dieser Veranstaltung lautete Wanmen-Kampfsporttunier.

Wenn diese Zeit gekommen war, versammelten sich die Schüler aller großen Sekten bei der unsterblichen Sekte Shang Qing. Sie benutzten die Kampfkünste, um Freunde zu finden und wetteiferten ernsthaft miteinander, um von den anderen zu lernen.

Es konnte als ein freundlicher Austausch zwischen den Sekten der Unsterblichen angesehen werden. Außerdem war es eine Möglichkeit, die Leute, welche den unsterblichen Weg erst seit kurzem bestritten, zu trainieren und die besten Talente auszuwählen.

Wenn jemand die Konferenz mit Bravour bestand und einen der ersten drei Plätze einnahm, würde er nicht nur über Nacht auf der ganzen Welt berühmt werden, sondern brachte seiner Sekte und seinen Vorfahren, welche einem Rückendeckung gaben, auch viel Ruhm.

Das Unglück war genau zu dieser Zeit passiert.

Solange man bereits ein Jahr lang einer Sekte angehörte und weniger als dreißig Jahre kultivierte, war man dazu berechtig, an dem Wanmen-Kampfsporttunier teilzunehmen.

In Hua Ches erstem Leben hatte er sich seinen Weg durch alle Hindernisse gebahnt. Er hatte mit aller Kraft gegen die Flut angekämpft und sein eisiges Schwert hatte alle neun Staaten erzittern lassen, während er tapfer den ersten Platz errungen hatte.

Ein gerade einmal siebzehnjähriger Jugendlicher, welcher noch nicht einmal volljährig war. Hua Che hatte unvergleichlich viel Ruhm erhalten. Jeder war von seinem außergewöhnlichen Mut und seinem heldenhaften Charakter überzeugt und hatte sein beispielloses Talent bewundert.

Niemand hatte dem Strahlen dieses Jugendlichen, welcher so eifrig wie die Morgensonne am Himmel war, widerstehen können. Andere Menschen waren nur dazu bestimmt gewesen, auf einen zurückgebliebenen Stern reduziert zu werden und hatten nur als Vergleich zu Hua Che dienen können.

Es schien so, als wenn der Gewinner der nächsten drei Wanmen-Kampfsporttuniere bereits feststand. Wie erwartet hatte Hua Che jedes mal wie selbstverständlich den Sieg errungen.

Er hatte tatsächlich dreimal am Stück gewonnen, während der zweite Platz wie erwartet Chu Binghuan gehört hatte. Alle anderen hatte nur um den dritten Platz kämpfen können.

Bewunderung, Sehnsucht und... Eifersucht.

„Er blendet zu sehr. Wenn man bei ihm steht, wirkt man überaus unbedeutend. Manchmal wünsche ich mir wirklich, dass er fallen würde. So tief, dass er nie wieder heraufkommen kann!”

Das war etwas, was Lu Yao gesagt hatte. Etwas, das Hua Che heimlich erst viele, viele Jahre später erfahren hatte.

Hua Che war ein junger Teenager gewesen, welcher frivol aber nicht besonders sensibel gewesen war. Sein Rampenlicht war zu prachtvoll, aber damals hatte er noch nicht gewusst, dass er damit Groll auf sich zog.

Er hatte gedacht, dass er Ruhm für seine Sekte gewann, Ehre für seinen Meister erlangte und hart für sich selber arbeitete.

Das Ergebnis davon war... dass seine Shixiongs und Shidis diese Meinung nicht teilten.

Letzten Endes hatte jeder einen Mann geschlagen, welcher bereits am Boden lag.

Hua Che, welcher zu außergewöhnlich war, hatte schließlich die Aufmerksamkeit seines leiblichen Vaters auf sich gezogen.

Das Unglück war während des nächsten Wanmen-Kampfsporttuniers passiert, unter den Augen von eintausend Sekten und den Familien der Unsterblichen.

Hua Che wusste nicht, ob dieser Mann mit dem Nachnamen Yin das absichtlich gemacht hatte, aber er war aus dem Nichts vor Hua Che erschienen, ohne Verkleidung und hatte ihn vor all den rechtschaffenden, unsterblichen Kultivierenden als seinen Sohn erkannt.

Er nannte den Namen von Hua Ches Mutter und zählte all seine eigenen jugendlichen, romantischen Abenteuer mit Hua Mei’er auf.

Wie hätten die Sekten der Unsterblichen ihr Kampfsporttunier fortsetzen können, nachdem solch eine große, geheime Geschichte enthüllt worden war?

Hua Che, Hua Qingkong.

Seine Mutter war eine Prostituierte, welche von tausenden von Leuten benutzt worden war und sein Vater war ein böser Dämon, den Millionen von Leute töten wollten!

Yin Wuhui, Hua Ches leiblicher Vater, war der Herr der Fen Qing Palasthalle und der oberste Herrscher des gesamten dämonischen Wegs!

Unzählige Seelen waren durch seine Hand gestorben. Eine gesamte Stadt zu massakrieren oder jeden in einem Dorf umzubringen war für ihn nichts Ungewöhnliches.

Hua Che, der berühmte Shixiong der unsterblichen Sekte Shang Qing und Lu Mingfengs Stolz, war sein Sohn?

Von dem Meister der unsterblichen Sekte Shang Qing, welcher von allen gelobt wurde... zu dem Dämon, welchen jeder schlagen wollte, auch wenn er nur die Straße überquerte. Meistens passierte solch eine Veränderung innerhalb eines Augenblicks.

Dämonische Kultivierende wurden von den Kultivierenden des unsterblichen Wegs verabscheut. Schließlich waren ihre Freunde und Verwandten alle tragisch durch die Hand von dämonischen Kultivierenden ums Leben gekommen.

Deshalb war es ihnen nicht mehr möglich, Richtig von Falsch zu unterscheiden. Sie wussten nur, dass das, was unter Hua Ches Haut floss, das Blut eines Dämons war!

Wenn der obere Balken nicht gerade war, war der untere ebenfalls schief.

Wie der Vater, so der Sohn.

Wer weiß, ob Hua Che in Zukunft nicht den dämonischen Weg kultivieren wird?

Wer weiß, ob Hua Che nicht einen Hintergedanken hatte, als er die unsterbliche Sekte Shang Qing anbeten wollte?

Wer weiß, ob Hua Ches “Glück”, durch welches er von Lu Mingfeng akzeptiert worden war, nicht in Wirklichkeit ein raffinierter Plan gewesen war?

Wer weiß, ob sich Hua Che nicht eines Tages mit Yin Wuhui zusammentun und die gesamte unsterbliche Sekte Shang Qing massakrieren würde?

Sie wollten solch eine Wette nicht eingehen und wagten es auch nicht.

Leute einer anderen Spezies konnte niemals getraut werden.

Von überall kam dieses Gemurmel und überflutete Hua Che praktisch, bis er nicht mehr atmen konnte.

Er verstand nicht, warum sich die Dinge so geändert hatten.

War Hua Che nicht unschuldig? Wurde er nicht zu Unrecht beschuldigt?

Welcher Dämonenkönig? Welcher leibliche Vater?

Seit seiner Geburt hatte Hua Che seinen Vater nie gesehen und Hua Mei’er hatte auch nie etwas über ihn erzählt.

Verglichen mit Yin Wuhui fühlte sich Hua Che sogar der Chefin der Betrunkenen Taverne näher!

Ursprünglich hatte er gedacht, dass er öffentlich hingerichtet werden würde, um der drohenden Haltung des Dämonenkönigs Widerstand zu zeigen.

Unerwarteterweise hatte Lu Mingfeng, welcher den dämonischen Weg schon immer verabscheut hatte, sich für Hua Che stark gemacht.

Was Hua Che jedoch noch mehr geschockt hatte, war, dass sein strenger Meister freiwillig der öffentlichen Kritik gegenübergestanden hatte, um persönlich für ihn zu bürgen!

„Ich kenne meine Schüler gut. Er würde den dämonischen Weg auf keinen Fall betreten und erst recht nicht mit Yin Wuhui zusammenarbeiten!”

„Che’er kann Schwarz von Weiß und Richtig von Falsch unterscheiden. Das schwöre ich bei meinem Leben!”

Das hatte die hochrangigste Person des gesamten unsterblichen Wegs gesagt. Selbst, wenn die Leute anders dachten, war es schwer, dem zu widersprechen.

Hua Ches zusammenhanglose Träume gingen weiter.

Die neue Szene zeigte den Berg hinter der Fen Qing Palasthalle, welcher abgeschieden, aber nicht kalt wirkte. Hua Che, der neu erwählte Herrscher des dämonischen Reichs lag auf dem weichen Sofa in dem Bambushaus.

Er wurde von einer Schar Geister angebetet und Millionen von Dämonen verneigten vor ihm den Kopf.

Hua Che trug absichtlich freizügige Roben, welche die Hälfte seines nackten Körpers zeigten und wodurch er an eine kokette Hure erinnerte, welche ihren Gönnern schmeicheln wollte. Er gab sich praktisch der Verzweiflung hin, während er hunderte von Taktiken ausprobierte, um Chu Binghuan zu verführen.

Unglücklicherweise blieb dieser aufrichtige Gentleman davon unberührt. Wenn er Hua Ches Handlungen wirklich nicht mehr aushielt, beschimpfte er den Mann nur mit kaltem Gesicht und harscher Stimme. „Schamlos!”

Als Hua Che erneut dieses Wort hörte, konnte er wirklich nicht anders, als laut zu lachen. Er griff nach Chu Binghuans Kragen und warf den anderen Mann unter sich auf das Sofa.

„Welcher Scham? Wie viel ist er wert? Unsterblicher Herr Yunmiao, hast du so lange gewartet, bis deine Intelligenz gesunken ist? Du versuchst wirklich, mit mir über das Konzept des Schams zu sprechen? Mit mir, einem Dämonenkönig, welcher skrupellos ist und Menschen wie Fliegen tötet?! Bist du wirklich so naiv?”

Hua Che lehnte sich in dem Versucht, Chu Binghuan zu küssen, nach unten. Dieser legte jedoch den Kopf zur Seite, um ihm auszuweichen.

Hua Che hielt für einen Moment inne, während sich seine Lippen zu einem boshaften und düsteren Grinsen verzogen.

„Den Kunden hinterherzurennen, um Ware zu verkaufen ist nicht gut für das Geschäft und gestohlene Melonen sind nicht süß”

„In meiner Fen Qing Palasthalle stehen die Leute Schlange und warten nur auf eine Möglichkeit, in mein Bett zu kommen. Du dagegen willst es nicht, obwohl ich es dir bereits vor die Füße lege”

Einer dieser Sätze schien Chu Binghuan schließlich zu irritieren. Er warf sich plötzlich auf Hua Che.

Hua Che hatte das Gefühl, als würde der Himmel sich auf einmal drehen, als die Positionen der beiden auf einmal wechselten. Er wurde unter Chu Binghuans Körper gedrückt, während ihm der einzigartige Geruch des anderen in die Nase stieg.

Dieser Geruch konnte Hua Che dazu bringen, seine Wachsamkeit vollständig aufzugeben und breitwillig in ihm zu versinken.

Er war so fein und elegant wie Bambus im Schnee und wie eine Blume, welche im Nebel stand und enthielt den schwachen Duft von Medizin.

„Warum bist du so?”, fragte Chu Binghuan mit zusammengebissenen Zähnen.

Hua Che dagegen schien viel entspannter und zufriedener zu sein. Er sagte: „Wie viele Leute im Kaiserlichen Palast im Reich der Sterblichen zerbrechen sich den Kopf darüber, wie sie in das Bett des Kaisers gelangen können, um Prunk und Reichtum zu erhalten? Ganz zu schweigen von mir, dem Herrscher des gesamten dämonischen Wegs”

Chu Binghuans Blick wurde stechend scharf. „Du weißt ganz genau, dass ich das nicht meine!”

Hua Che unterdrückte ein Lächeln. Natürlich wusste er, was Chu Binghuan meinte.

Eine kalte Brise wehte durch das Fenster hinein und löschte die Kerzen auf dem Tisch. Der gesamte Raum wurde dunkel, aber Hua Ches Augen waren noch immer ungewöhnlich hell und klar.

Das klare Mondlicht leuchtete so hell wie glänzende Edelsteine und spiegelte sich in der verführerischen und schönen Gestalt des Mannes wider. Eine gespenstische Flamme flackerte in den wunderschönen Augen, während sich eine boshafte Flut ansammelte.

Hua Che lächelte kalt. So, als hätte er sich viel zu lange zurückgehalten, wurde seine Stimme rücksichtslos und gleichzeitig dreist.

„Als der Sohn einer Prostituierten ist mir ein niederer Stand in die Wiege gelegt worden. Sobald ich jedoch der Dämonenkönig wurde, haben sie mich “von Natur aus blutdurstig” genannt!”

„In meinem Körper fließt das frische Blut des Dämonenkönigs. Ich bin durch und durch schmutzig und jemand, der es verdient, dass die ganze Welt meinen Tod wünscht”

„Haben sie nicht gesagt, ‘Wie der Vater, so der Sohn’?” Glauben sie nicht, dass man Leute einer anderen Spezies nicht trauen kann?”

„Dann werde ich ein dämonischer Kultivierender werden, ganz nach ihren Wünschen!”

„Ich werde es ihnen zeigen”

„Als ich den unsterblichen Weg kultiviert habe, konnten sie nur in meinem Staub zurückbleiben! Selbst, als ich zu dem dämonischen Weg gewechselt bin, wurden sie noch immer unter meinen Füßen zerquetscht!”

Plötzlich lächelte Hua Che. Während seine kalten Blicke die Leute vor Angst zittern ließen, enthüllte sein Lächeln sein sanftes, verführerisches Wesen.

„Die Tatsachen beweisen, dass sie durchaus Recht hatten. Selbst du, der Heilige des unsterblichen Wegs, wurdest in meiner Fen Qing Palasthalle eingesperrt. Auf wen sonst können sie zählen?”

„Wenn die Zeit reif ist, werde ich einer Gruppe von Dämonen befehlen, den unsterblichen Weg anzugreifen. Die unsterbliche Sekte Shang Qing wird dabei die Hauptlast tragen. Dann kommt die Feng Ming Schlucht, die Ye You Präfektur und schließlich dein Yuntian Shuijing”

„Ich werde die sechs Reiche vereinen und für tausende von Jahren der unantastbare Herrscher werden!”

„Sind das wirklich aufrichtige Worte?” Chu Binghuan, welcher schweigend zugehört hatte, stellte schließlich gleichgültig diese Frage. Genau wie zuvor war seine Gestalt so kalt wie Eis und Frost. „Hua Qingkong. Glaubst du wirklich aus ganzem Herzen daran?”

„Was sonst?” Hua Che streckte beide Arme aus und legte sie zweideutig um Chu Binghuans Nacken. „Ich bin ein Mann. Natürlich habe ich den Ehrgeiz, die gesamte Welt zu erobern”

Der Blick in Hua Ches Augen zeigte seine Absicht Chu Binghuan zu provozieren. Mit einem hinterlistigen Lächeln sagte er: „Was hältst du davon, mich jetzt zu töten, wenn du nicht möchtest, dass die gesamte Welt im Blut ertrinkt. Lass anstelle des Himmels Gerechtigkeit walten”

Er lehnte sich nah an Chu Binghuans Ohr und sagte halb ernst, halb im Scherz: „Ich würde sehr gerne in deinen Armen sterben”

Chu Binghuan schubste ihn von sich und entfernte sich mit wehenden Ärmeln.

Als die Wärme auf seinem Körper verschwand, fühlte sich Hua Che etwas leer. Das Lächeln in seinem Gesicht verblasste allmählich. „Seit du von mir in der Fen Qing Palasthalle eingesperrt wurdest, ist dies das erste mal, dass du so viele Worte zu mir gesagt hast”

Chu Binghuans Schritte kamen zu einem halt.

Hua Che drehte sich um und lehnte sich gegen das weiche Sofa. Er beobachtete den anderen Mann besorgt und sein Lächeln wurde irgendwie bitter und gezwungen. „Kleiner Eiswürfel, gibst du... mir eine Umarmung?”

Das war der letzte Satz gewesen, den Hua Che zu Chu Binghuan gesagt hatte.

Nachdem Chu Binghuan gegangen war, ohne auch nur einmal zurückzublicken, lag Hua Che die gesamte Nacht lang auf dem eiskalten Sofa.

Die ganze Zeit über hatte er einen Schmerz verspürt, als würden eintausend Messer auf ihn einstechen.

In Wirklichkeit war es jedoch so, dass auch wenn Chu Binghuan ihn nun nicht töten würde, Hua Che nicht mehr lange zu leben hatte.

Als der Himmel am nächsten Tag heller wurde, informierte ihn seine Wache:

Die Hauptstreitmacht des unsterblichen Wegs hat sich ihren Weg bis an den Fuß des Berges gebahnt.

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Das trockene Holz, welches im Feuer lag, gab gelegentlich ein knisterndes Geräusch von sich.

Hua Che öffnete seine Augen. Er hatte keine Ahnung, ob es Sonnenauf oder –untergang war.

Er verspürte nur einen wehmütigen Anflug von Traurigkeit, welcher in seinem Herzen anwuchs und nur schwer zu unterdrücken war.

Die Person vor seinen Augen war noch immer die gleiche. Er sah nur etwas jünger aus.

„Munter?”

„Mir ist etwas kalt”, antwortete Hua Che.

Er starrte ihn benommen an und ein betrübliches Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Kleiner Eiswürfel, gibst du mir eine Umarmung?”

Als Chu Binghuan das hörte, wirkte er verwirrt.

Das war nicht überraschend. Chu Binghuan war die Art von zurückhaltender Person, welche es hasste, Körperkontakt mit anderen zu haben.

Gleich nach dem Aufwachen um eine Umarmung zu bitten, war tatsächlich etwas schamlos.

Hua Che wollte sich gerade zu einem Lächeln zwingen, als er auf einmal sah, wie sich Chu Binghuan nach vorne lehnte. Der andere Jugendliche zog seine äußere Robe aus, legte sie um Hua Che und zog ihn dann in seine Arme.

Er hatte noch immer diesen vertrauten, medizinischen Duft. Kein bisschen rau oder bitter, sondern beruhigend und friedlich.

 

 

 

Erklärungen:

Che bedeutet “klar” bzw. “durchsichtig”.

…große offene Himmel: Qingkong (Hua Ches eigentlicher Nachname) kann mit “klarer Himmel” oder “sonniger Himmel” übersetzt werden.

Nachdem der Herbstregen vorüber ist, wird die Welt vollkommen Grün. Unter dem offenen Himmel verändert sich die Farbe der entfernten Berge eintausendmal: Ist eine Zeile aus einem bekannten, chinesischen Gedicht.




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2 Kommentare:

  1. schon wieder redet er davon aber chu kann das thema wieder wechseln. er schiebt es auf das fieber was hua hat. hua hat also einen verdacht wer der brandstifter sein könnt. nun ist hua eingeschlafen aber er hat seinen traum vo früher. als er wieder aufwachte sagte er das er eine umarmung möchte doch er wustte eigentlich das er sie nicht bekommen würde. doch da hatte er sich getäuscht. zuerst wurde ein mantel um in gelegt und dann nahm er in in seine arme, hübscher anblick die beiden. freu mich wenns weiter geht.

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  2. Hua Che hat das Thema in seinem Fieberwahn einfach nicht losgelassen XD. Ich fand es auch lustig, wie sich Chu Binghuan immer zusammenreißen musste. Das mit der Umarmung war wirklich wunderschön. Vermutlich hatte Chu Binghuan ebenfalls ihre Vergangenheit vor Augen und musste daran denken, wie er Hua Ches letzte Bitte nicht erfüllt hat, weshalb er es in diesem Leben anders machen wollte. Ich frag mich echt, wann die beiden endlich zueinander finden, aber ich glaube, das wird noch eine Weile dauern. Vielleicht finden sie auch vorher raus, dass der jeweils andere auch wiedergeboren wurde.

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